Einkaufszentren und Straßen statt Spielplätze und Schulen

Kreis Olpe/Meggen. (WP) Der Spannung machten die Kinder und Jugendlichen im Pädagogischen Zentrum am Sonntagabend ganz einfach mit Singen Luft. Außerdem wurde jeder, der den Saal betrat mit Beifall empfangen. Dabei warteten alle im Grunde nur auf einen: Wolfgang Hesse, der als Sprecher der Jury beim „Festival der Amateure“ Preise und Urkunden im Gepäck hatte. Fast den ganzen Samstag und den Sonntagnachmittag hatten sich zwölf Gruppen mit zum Teil selbst geschriebenen Stücken alle Mühe gegeben, in die Spitzengruppe vorzustoßen. Nur einer konnte gewinnen. Den Wanderpreis des Kinder und Jugendtheaters nebst – von Landrat Hanspeter Klein gestifteten – tausend Mark konnte schließlich die Jugendgruppe der kath. Pfarrjugend Altenhundem begeistert in Empfang nehmen.


In der Jury herrschte Übereinstimmung, daß diese Gruppe mit ihrem Stück „Die große Plage“ ganz nach vorne gehörte. In ihrem kritischen Stück stellten sie Kinder als „die große Plage“ heraus. Eltern und Politiker sorgten in gemeinsamen Anstrengungen für eine Wiederbelebung des Rattenfängers von Hameln, der in diesem Fall allerdings nur die Kinder aus der Stadt zu locken hatte. Kindergärten, Schulen und Spielplätze sollten großen Einkaufszentren, Straßen, Parkplätzen weichen. Doch sehr rasch merkten die Bürger, daß ihnen etwas fehlte. Der Versuch des Bürgermeisters, die Leere im Herzen der Erwachsenen mit der Liebe zu Hunden zu füllen, war nur vorübergehend von Erfolg gekrönt. Es kam, wie es kommen mußte: Die Bürger demonstrierten lautstark für die Rückkehr der Kinder. Doch der „Kinderfänger“ stellte Bedingungen. Viel mehr als bisher sollte in der Stadt auf die Kinder Rücksicht genommen werden, wenn sie zurückkehren sollten.

Den zweiten Platz (700 DM, gestiftet von den Sparkassen des Kreises Olpe) belegte die Wendener Gruppe „Wolmwommakukken“ mit dem Stück „Kalberschnacke“. Am Strand der Lister trafen sich Einheimische mit Gästen aus dem Kohlenpott. Im Mittelpunkt standen die Kinder der Einheimischen, die zwar nie zu sehen waren, deren Unfug aber von Mutter und Vater auf der Bühne trefflich kommentiert wurde: „Nein! Du darfst den Leuten nicht die Badehose runterziehen. Das wollen die nicht.“ und zu den Betroffenen: „Nun stellen Sie sich nicht so an. – Ach so.“ Wieder zu den Kindern: „Gib dem Mann seine die Badehose wieder!“).

Nicht nur mit den Stücken, sondern auch mit Bühnenbildern und Kostümen, mit Lichteffekten und Musik hatten sich die jungen Theatergruppen beschäftigt und wußten sie zum Teil gekonnt einzusetzen. Spielfreude und Spaß standen aber auch beim dritten Festival der Amateure im Vordergrund und es galt der olympische Grundsatz „Dabeisein ist alles“. Schade nur, daß die wenigsten Aktiven die Chance nutzten, sich wenigstens einige Stücke der Mitbewerber anzuschauen.

„Durchgehalten“ hat dagegen die Jury, die sich in diesem Jahr neben Jurysprecher Wolfgang Hesse aus Josef Küthe (Vorsitzender des Jugendwohlfahrtsausschusses) aus Fretter, Wolfgang Schweitzer (Werbeleiter der Sparkasse Attendorn), Raphaele Voß (BDKJ) aus Olpe, Elmar Düweke (Hauptschulehrer, vom KJR berufen) aus Wenden, Paul Werner Thiel (Vorsitzender der Kulturgemeinde) aus Altenhundem, Elisabeth Schmelz aus Grevenbrück und Herbert Kranz (WP-Redakteur) aus Olpe zusammensetzte.

Zur Preisverleihung waren auch Landrat Hanspeter Klein und. Lennestadts Bürgermeister Hubert Nies nach Meggen gekommen, um Siegern und Placierten zu gratulieren.

Gewinn gab es für jeden.

Die Sieger des Festivals der Amateure:

Jugendgruppe der kath. Pfarrjugend Altenhundem mit „Die große Plage“ (Wanderpreis plus tausend Mark vom Landrat).
Theatergruppe Wolmwommakukken der Hauptschule Wenden mit „Kalberschnacke“ (700 DM von den Sparkassen im Kreis Olpe).
AG der kath. Hauptschule Attendorn mit „Westside-Story“ (400 Mark).
Die weiteren Preise wurden ohne Rangfolge vergeben, manchmal mit Zusatzpreisen (z. B. für Bühnenbild, schauspielerische Leistung), die hier dazu addiert wurden:

Theater AG „Black Magie“ des Gymnasiums Maria Königin Altenhundem mit „Zoff im Spielzeugland“ (200 DM plus Auftritt bei Volksbank-Jugend-Wettbewerb) .
Gruppe Mannequins der KJG Heilig Geist Olpe mit „Der dritte Kontinent“ (250 DM plus Theaterkarten der Kulturgemeinde Hundem-Lenne).
Theater AG der Olper Franziskus-Schule mit „Ma-ximilan Pfeiferiing“ (200 DM plus Karten der Kulturgemeinde).
AG Fragezeichen des Komma Altenhundem mit „2500 – Das Jahr der Frau“ (200 Mark).
Je 150 Mark bekamen:

AG.Grundschule St. Engelbert Attendorn mit „Die Überraschung“.
Gem.-Hauptschule Olpe, Klassen 7.1 und 7.2 mit „Die sind nicht mehr zu retten“.
AG Anna-Elena-Gudrun aus Neu-Listernohl mit „Berühmt in alle Ewigkeit“.
Gem.-Hauptschule Olpe, Klassen 9.1, 9.2 und 9.3 mit „Der Kaffeestreik“.
Theater AG der Ursula-Realschule Attendorn mit „Der kleine Prinz“.