Kinder sollen nicht unter Kriegs folgen leiden: „Mütter würden stets gegen Gewalt stimmen“

Olpe/Wenden/Attendorn. „Es ist nicht leicht, Frieden zu stiften, wie zum Beispiel am Golf. Wenn die Diplomaten und Abgeordneten der Länder keinen Frieden stiften können, dann kommt es zum Krieg, und das wollen wir nicht. Wir müssen versuchen, zu helfen. Also müssen wir jeden Tag für den Frieden beten, weil es sonst bestimmt 10000 Opfer und mehr gibt. Also betet, daß der Frieden kommt. Friede muß da sein. Papst Johannes Paul hat gesagt, ,der Friede sei mit euch‘, und jedes Jahr ruft er am l. Januar auf zum besonderen Gebet für den Frieden. Die deutschen Bischöfe bitten uns, jeden Tag dieses Anliegen aufzugreifen. Wer auch nur ein wenig über die Weltlage informiert ist, weiß, wie groß die Kriegsgefahr am Persischen Golf ist. Und nicht nur wir Menschen, sondern auch andere, hilflose Lebewesen müssen im Krieg sterben: Tiere. Und nicht nur die großen, sondern auch die kleinen wie Schlangen und Würmer.“


Mit diesen noch recht ungelenk formulierten, aber trotzdem eindringlichen und zum Nachdenken anregenden Worten rief gestern Nachmittag, 15 Stunden vor Ablauf des UNO-Ultimatums, ein zehnjähriger Schüler vor zahlreichen Jugendlichen und Erwachsenen in der Kreisstadt Politiker dazu auf, sich in den noch verbleibenden Stunden bis zum drohenden Ausbruch eines fürchterlichen Krieges für eine friedliche Lösung einzusetzen. Nicht nur er, sondern viele Mitglieder der Katholischen studierenden Jugend (KSJ) präsentierten der Öffentlichkeit im Rahmen einer Mahnwache im Bereich der Mühlenstraße/Kölner Straße Plakate, auf denen sie auf die drohende Kriegsgefahr aufmerksam machten. Sie fanden offene Ohren: Innerhalb kürzester Zeit gesellten sich Bürger aller Altersschichten zu den Demonstranten. Anschließend fanden sich die Teilnehmer ähnlich wie in den meisten Orten des Kreises Olpe – in der St.-Martinus-Kirche ein, um für den Frieden in den Krisengebieten dieser Welt zu beten. Mahnwachen und Schweigemärsche fanden auch in Attendorn, Grevenbrück und der Gemeinde Wenden statt.

Umweltkatastrophen nicht überschaubar

Nicht nur Kinder und Jugendliche, auch zahlreiche Erwachsene gingen in Olpe für den Frieden auf die Straße. „Wenn man Mütter fragen würde und sie entscheiden ließe, hätte es nie einen Krieg gegeben und würde es nie wieder einen geben. Sie würden immer gegen Gewalt stimmen. Wir müssen uns immer weiter um eine politische Lösung bemühen. Die aus einem Krieg resultierenden Umweltkatastrophen sind gar nicht zu überschauen“, erklärte Eva Maria Wirtz, Mutter von drei Kindern, die die St.-Franziskus-Schule besuchen.

Unterschriftenliste an Kanzler Kohl

トhnlich äußerte sich Uta Lichnog, Mutter einer Tochter, die sich sowohl an der Aktion in Olpe als auch an einem von einer Friedensinitiative organisierten Schweigemarsch in Attendorn beteiligte, der im Sauerländer Dom mit einem Friedensgebet endete: „Wir haben in den vergangenen Tagen Listen mit Unterschriften gesammelt und sie an Bundeskanzler Helmut Kohl gesandt. Wir wollten ein Signal für den Frieden setzen, auch wenn das alles nicht viel hilft. Ich möchte nicht, daß unsere Kinder unter den Folgen eines Krieges leiden müssen.“ Ebenfalls gestern entschlossen sich die Schüler des Wendener Konrad-Adenauerschulzentrums zu einer Aktion gegen den Krieg. In der 5. Unterrichtsstunde beteten Schüler und Lehrer zusammen mit evangelischen und katholischen Geistlichen für den Frieden in der „Welt. Mit Liedern und Fürbitten brachten die Teilnehmer ihre トngste zum Ausdruck. Einige Zehntkläßler machten sich anschließend zum Wendener Rathaus auf, um dort gegen den drohenden Krieg am Golf zu demonstrieren. Spontan entschlossen sich Schüler und Lehrer dazu, heute morgen den Schulweg zu einem Protestmarsch umzugestalten.

„Gibt es wirklich morgen KriegSchüler“

In allen Ortschaften der Gemeinde trafen sich die Haupt- und die Realschüler mit ihren Lehrerinnen und Lehrern, um statt mit Bussen zu Fuß zur Schule zu gelangen. Hauptschullehrer Werner Busse, der um 6.50 Uhr mit 30 Schülerinnen und Schülern in Hillmicke abmarschierte, erklärte: „Gestern morgen kam ein Mädchen aus dem 5. Schuljahr zu mir und fragte mit Tränen in den Augen: ,Gibt es wirklich morgen KriegSchüler‘. Das hat mich sehr betroffen gemacht.“ Die Wendener Lehrerin Sabine Borchers hob hervor, daß die Fünft- bis Zehntkläßler ihre トngste sehr verständlich formuliert hätten. Sie zeigte sich erstaunt ob des ausgezeichneten Wissensstands ihrer Schützlinge, die sich offenbar intensiv mit den Vorgängen am Golf beschäftigt hatten. Gegen 7.40 Uhr trafen die Demonstranten am Wendebach unterhalb des Rathauses ein, um unter Polizeibegleitung einen Schweigemarsch zum Schulzentrum zu formieren. Der Unterricht begann ohne Verzögerung. Die Lehrerinnen und Lehrer zeigten sich erfreut, daß ihre Zöglinge Wort gehalten und fast vollständig an der Demonstration teilgenommen hatten.