Wendener Schüler besuchten Gedenkstätte in Buchenwald

Die Zehntklässler der Konrad-Adenauer-Hauptschule Wenden und der Realschule der Gemeinde Wenden fuhren jetzt in das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald. Die Realschülerinnen Natalie Quast, Julia Kinkel und Hanna Wurm haben dazu folgenden Bericht verfasst:
Wenden/Buchenwald. Ein Novembermorgen am Ettersberg bei Weimar: 1780 -Goethe wandert über den Ettersberg, lässt sich von der Natur zu Gedichten inspirieren. 1940 – über 20000 Parteigegner, Homosexuelle, Juden und „Asoziale“ stehen frierend in dünner Häftlingskleidung auf dem Appellplatz des Konzentrationslagers Buchenwald. 2004 – rund 60 Schüler des Konrad-Adenauer-Schulzentrums in Wenden stehen fassungslos auf dem Gelände des KZs, wo sich eines der größten Verbrechen der deutschen Geschichte ereignete. Als die Schüler das Eingangstor mit der Inschrift „Jedem das Seine“ durchschreiten, denken sie vielleicht noch, sie seien an einem eher harmlosen Ort, doch als sie dann über den extra windig angelegten Appellplatz gehen, werden die Schüler merklich nachdenklicher.


Dieses größte KZ Deutschlands war keine Tötungsfabrik wie Auschwitz, es war eher ein politisches Gefängnis – allerdings mit dem Ziel, die Persönlichkeit und die Lebenskraft des Häftlings zu brechen. Hier herrschte die SS, ließ sich ihre Villen von Häftlingen bauen und versorgen. Die SS verdiente mit den Häftlingen viel Geld, indem sie sie an Rüstungsbetriebe auslieh. Wer bei der Arbeit nicht spurte oder die SS-Leute schief ansah, wurde in den „Bunker“ (ein Gefängnis im Gefängnis) gesperrt – für unbestimmte Zeit. Im „Bunker“ lebten die Leute unter unmenschlichen Bedingungen: Die Zellen waren gnadenlos überfüllt, es war entweder viel zu kalt oder viel zu warm, es wurde wahllos gefoltert oder gemordet. Dort gab es unsinnige Regeln, es wurde zum Beispiel verboten, sich zu setzen, und wer dies trotzdem tat, wurde heimlich ins 1942 erbaute Krematorium gebracht und in dessen Keller erdrosselt.
Im Krematorium war auch ein pathologischer Bereich eingerichtet, in dem man tote Häftlinge sezierte. Hier wurden den Toten die Goldzähne herausgebrochen oder Haut herausgeschnitten, aus denen die Frau des KZ-Kommandanten Koch Lampenschirme herstellen ließ. Die Leichen wurden dann in den Öfen des Krematoriums verbrannt; die Asche verfüllte man in Blechurnen und sandte sie den Angehörigen zu – zusammen mit einer Sterbeurkunde mit willkürlich festgelegter Todesursache.
Lagerkommandant Koch ließ neben dem Lager einen Zoo einrichten, welcher von den Weimarer Bürgern regen Besuch erhielt. Auch sonst hatten die Weimarer vielfältigen Kontakt zum KZ Buchenwald: Man konnte z.B. Häftlinge für die Gartenarbeit „mieten“. Wenn Juden am Bahnhof ankamen, bekamen die Kinder schulfrei, um dazu zuzusehen, wie diese von der SS den so genannten „Karachoweg“ hinaufgeprügelt wurden.
Nach der Befreiung durch die Amerikaner diente das Lager von 1945 bis 1950 als „Speziallager Buchenwald“ der Unterdrückungsmaschinerie Stalins. Auch in dieser Zeit kamen nochmals Tausende Gefangene in Buchenwald um.
Dies alles und noch mehr bekamen die Schüler in einer zweistündigen Führung vermittelt. Anschließend fuhren sie ins nahe gelegene Weimar und bummelten durch die sehenswerte Innenstadt, die auch das repräsentative Haus des Dichterfürsten Goethe beinhaltet. Welche Gegensätze deutscher Geschichte treffen in Weimar/Buchenwald aufeinander! Die begleitenden Lehrer beider Schulen haben sich vorgenommen, die Geschichte des KZ Buchenwald in den Unterricht einzubauen. Auch im nächsten Jahr soll das Konzentrationslager besucht werden.