ComputerUmrüstung mit Reserve behandelt

Wenden. Der „Commodore“ steckt dem Schulausschuß immer noch in den Knochen. Vor drei Jahren als das Neueste vom Neuen auf dem ComputerMarkt für rund 20 000 DM für das Schulzentrum eingekauft, gilt er jetzt als hoffnungslos veraltet. Ein neues System mit Namen MS-DOS ist avisiert. Kosten der „Umrüstung“: 35000 DM. Als gewissermaßen gebrannte Kinder verspürten die Mitglieder des Gremiums auch gestern eine gewisse Scheu dem Projekt gegenüber. Als Entscheidungshilfe war Schulrat Günter Göckler geladen. Er sollte die Ausschüßler über den allgemeinen Stand des ComputerEinsatzes in Haupt- und Realschulen unterrichten.


Informationstechnische Grundbildung für alle

Göckler versuchte den Ausschuß zunächst davon zu überzeugen, daß man vor drei Jahren keineswegs „verschaukelt“ worden sei. Der Schulrat: „Daß das den Schulträger nachdenklich macht, kann ich verstehen.“ Indes sei die damalige Situation unvergleichbar mit der heutigen. Damals sei der Computer „kanalisiert“ eingesetzt worden: beschränkt ‚auf den Bereich des Wahlpflicht-Unterrichts in den Klassen 9 und 10. Dafür seien die Geräte vollkommen ausreichend gewesen und auch preislich erschwinglich. Inzwischen hätte die Landesregierung aber ein erweitertes Konzept vorgelegt. Und zwar für alle Schulformen der Sekundarstufe. Alle Schüler, so Göckler, sollen in Zukunft eine „informationstechnische Grundbildung“ erhalten, in „ausreichender Weise“ mit der Handhabung der Geräte vertraut gemacht werden.

Das heißt im Klartext: Die Computerlehre hält Einzug in die Allgemeinbildung. Mit dem Ziel, wie der Schulrat erläuterte, Einsicht in die Grenzen und Möglichkeiten dieser Technologie zu gewinnen. Dazu sei jedoch eine „erweiterte Technik“ – sprich MS-DOS-System – vonnöten. Denn der Umgang damit sei für Schüler leichter, erklärte Göckler. Kein schwerfälliges Programmieren mehr. Drei Schwerpunkte sind vorgesehen: die Nutzung des Systems, die Verwaltung von Daten und die Simulation von Prozessen. Lernen sollen das die Schüler im normalen Unterricht. Dies sei das Neue, hob Göckler hervor: die generelle, fächerübergreifende Nutzbarkeit des Systems – der Computer nicht als Inhalt des Unterrichts, sondern als Lehr und Lernmittel.

Vor drei Jahren „aufs Kreuz gelegt“Schüler

Den Wendenern zollte der Schulrat hohes Lob dafür, „daß sie im Schulwesen so früh in die Computertechnologie eingestiegen seien. Das Lob fiel allerdings nicht nur auf fruchtbaren Boden. Josef Eichert (CDU) blieb dabei, man sei damals „aufs Kreuz gelegt“ worden, und der Ausschuß habe der Gemeinde „Schaden“ zugefügt. Eichert riet dazu, noch „etwas zu warten“. Josef Schrage (CDU) fühlte sich hingegen „nicht verladen“.

Vor drei Jahren, führte der Ausschüßler aus, sei das MS-DOS-System achtmal so teuer wie das Commodore-System gewesen. Die Kinder würden unweigerlich im späteren Leben mit der neuen Technologie konfrontiert. Die Angst müsse ihnen genommen werden. Ausschußvorsitzender Eckstein gab zu bedenken, daß man eine Entscheidung pro Umrüstung auch dem Rat verkaufen müsse. Eckstein: „Vor drei Jahren sind wir blauäugig gewesen.“ Göckler widersprach: „Sie haben richtig angefangen und bauen jetzt darauf auf. Sie haben keinen Fehler gemacht, sondern den Sprung gewagt.“ Ob der Schulausschuß auch den zweiten „Sprung“ wagt, bleibt abzuwarten. In einer der nächsten Sitzungen soll entschieden werden.