Wendener Hauptschüler schinden sich für den ersten Marathon ihres Lebens

(bes) Die Trikots schweißdurchtränkt, die Schrittfrequenzen wenige Meter vor dem Ziel längst nicht mehr so dynamisch wie auf den ersten Kilometern, die Mimik von den Strapazen gekennzeichnet – und dann nach dem Passieren der Zielmarke die Verwandlung. Strahlendes Lächeln macht dem Sekunden vorher noch verhärmten Gesichtsausdruck Platz. Vergessen sind plötzlich all die körperlichen Qualen – ein unbeschreibliches Glücksgefühl erfaßt die Jungen: Der Körper, der auf der gewaltigen Halbmarathonstrecke (22 Kilometer) immer wieder zur Aufgabe drängte, ist besiegt und der Kampf mit der Selbstdisziplin überstanden. „Das macht wohl die Philosophie des Langstreckenlaufes aus“, versucht Josef Nusterer (42), begeisterter Läufer und Bergsteiger, die innere Zufriedenheit der jungen Marathonläufer zu erklären. Ein absolutes Novum zeichnet sich am Wochenende für den Kreis Olpe ab: Zum ersten Mal gehen zwei 14jährige Schuler aus Wenden in Duisburg in der Königsdisziplin des Langstreckenbereichs, dem Marathonlauf, an den Start.

Hauptschullehrer Nusterer betreut die beiden Lauftalente, Marko Lindner (14) und Mustafa Feliz (14), die keinem Verein angehören, bereits seit zwei Jahren.


Im Wahlpflichtunterricht „Mittel- und Langstreckenlauf“ der Gemeinschaftsschule Wenden entdeckte er ihre Begabung. Der Kreis der Interessenten – der Schulkurs umfaßt momentan 22 Schüler nimmt ständig zu. „Selbst passionierte Fußballer schließen sich immer häufiger den Langstrecklern an“, berichtet Nusterer schmunzelnd. „Wer sagt denn, daß Schüler nicht bereit sind, sich zu quälen. Die meisten wollen sehen, ob sie es schaffen. Das Alter spielt hier keine Rolle.“

Zahlreiche Schüler nehmen an den Wochenenden an Volksläufen teil. Lehrer Nusterer „die Unterstützung von Seiten der Schule und der Eltern ist großartig“ – packt die Jungs in seinen Pkw und ab geht’s auf die Rundstrecken im heimischen Raum.

Das Gefühl sei einmalig, wenn man die Strecke bewältigt habe, bestätigt Marko. „Während des Laufens denkt man nur noch, du mußt ans Ziel kommen. Jetzt nur nicht aufhören.“ Nahezu jeden Nachmittag geht es zusammen mit Freunden in die nahen Wälder zum Training. 80 Kilometer und mehr in der Woche sind keine Seltenheit. Tips in Ernährungsfragen und Trainingsanleitungen gibt der Fachmann. Dazu Nusterer:

„Entsprechende Schulungen, Kurse und Erfahrungen sind schon nötig, um die Jungs an die gewaltigen Laufstrecken heranzubringen.“

Marko und Mustafa bringen nach Ansicht des Lehrers nahezu optimale körperliche Voraussetzungen mit: Großgewachsen, schlank und geringes Körpergewicht. Mit Spannung warten die beiden Schüler auf ihren Start. Ein Vorbereitungslauf vor acht Tagen über 30 Kilometer verlief verheißungsvoll.