„Eine falsche Schule kann ein Kind kaputtmachen“

VON HARTMUT KACZMAREK

Wenden.
„Es gab Zeiten“, so erinnert sich Elmar Düweke, „da mußte ich Eltern davon überzeugen, ihr Kind aufs Gymnasium zu schicken.“ Damals, vor 25 Jahren, als der heutige Konrektor der Hauptschule Wenden seinen Dienst antrat, putzte er noch Klinken, um widerstrebende Eltern von den weiterführenden Schulen zu überzeugen. Die Zeiten sind vorbei. „Das Gymnasium wird in einigen Regionen schon zur Regelschule“, berichtet das Kultusministerium. Für Düweke ist das oft genug der falsche Weg. „Eine falsche Schule kann ein Kind kaputtmachen“, setzt er warnend hinzu.

Er hat schon Schüler, die vom Gymnasium zurückkamen, an seiner Hauptschule aufblühen sehen. Beispielsweise ein Mädchen, das zuvor über Kopfschmerzen klagte, lustlos in den Tag hineinlebte und jetzt in ihrer Klasse in eine Art Führungsposition hineingewachsen ist.


Hier, im Wendener Land, ist die Hauptschulwelt noch in Ordnung. „Wir Hauptschüler“ heißt es da und „Unsere Schule“. Die Identifikation der Schüler mit ihrer Bildungseinrichtung ist hier komplett. Michael aus der Klasse 10/1: „Durch die Hauptschule fühle ich mich sehr gut auf den Beruf vorbereitet.“ Das Wendener Modell, eine Berufsvorbereitung, die gemeinsam von Schule und Arbeitsamt ausgetüftelt wurde, funktioniert.

In mehreren Betriebspraktika werden die Jungen und Mädchen an die Arbeitswelt herangeführt. Berufsträume zerplatzen dabei häufig, andere Tätigkeitsfelder gewinnen neue Reize. So wie bei Timo, der ursprünglich Krankenpfleger werden sollte. „Das hat mir nicht gefallen“, hängte er seinen Wunsch rasch wieder an den Nagel. Jetzt wird er Werkzeugmacher. Acht Bewerbungen hat er geschrieben, bevor er eine Lehrstelle in der Tasche hatte. Guter Schnitt hier im Olper Land. 101 vergebliche Bewerbungen, wie im Revier, sind unbekannt. Daniel beispielsweise konnte sich unter vier Zusagen seine Lehrstelle als Dreher aussuchen und Mehmet hatte schon mit seinem ersten Brief Erfolg. Er wird Maschinenschlosser.

Mehr als 90 Prozent der Jungen und Mädchen sind schon in den letzten Jahren erfolgreich in den Betrieben untergebracht worden. Franz Heuel, Berufsberater beim Arbeitsamt Siegen, rechnet auch jetzt wieder mit einer ähnlich beeindruckenden Zahl. Und die Hauptschüler sind seiner Erfahrung nach im Vorteil: „An diesen Schulen wird in einem mehrjährigen Prozeß auf den Beruf vorbereitet, während an anderen Schulen die reine Wissensvermittlung im Vordergrund steht.“

Nein, Frust macht sich an dieser Hauptschule nicht breit. Eher optimistisch sehen die Schüler in die Zukunft. „Die Hauptschule ist weit besser als ihr Ruf“, das möchten sie ganz dick unterstrichen haben. Auch wenn die Situation in anderen Teilen Nordrhein-Westfalens nicht so rosig ist wie im Kreis Olpe.