Nach einem Prostestmorgen gegen die Versetzung eines Lehrers unserer Schule, Herrn Plum, und einem Gespräch mit der Schulräting, Frau Barth, streikten heute wieder eine Anzahl von Schülerinnen und Schülern. Sie hatten persönlich mit Fau Barth reden können und sie hatte ihnen ihre Gründe für die Versetzung dargelegt. Örtliche Zeitungen (Schüler streiken gegen Versetzung von Mathelehrer), (Schüler lassen nicht locker) und sogar das Fernsehen (Bericht in der Lokalzeit) berichteten. Es kamen Schüler und die Schulrätin zu Wort. Frau Barth änderte ihren Entschluss natürlich nicht, denn ein Schulrat kann den Forderungen von Schülern nicht einfach nachgeben (man denke an die Folgen!). Heute Morgen hängten die Schüler neue Banner auf und eine Anzahl Schüler vom sechsten bis zum zehnten Schuljahr weigerten sich, das Schulgebäude zu betreten. Nachdem sie das Gefühl hatten, ihr Protest an der Schule führe zu nichts, beschlossen sie, zum Bürgermeisterbüro im Wendener Rathaus zu gehen. Er konnte ihnen nicht weiterhelfen und gab ihnen (so wurde berichtet) den Rat, Frau Barth in ihrem Büro zu besuchen. Die Schüler schafften es, einen Bus nach Olpe zu bekommen. Als sie bei ihrem Büro in Olpe ankamen, war Frau Barth nicht sonderlich erfreut (hieß es) und rief an der Schule an und verlangte, dass Lehrer die Schüler zurückholten nach Wenden. Unsere Lehrer konnten dieses nicht leisten, fuhren aber trotzdem, um die Schüler zu überreden, nach Wenden zurückzukehren. Wie man hörte, waren Fernsehen und Zeitungen, sogar die Bild Zeitung anwesend, um über den zweiten Protesttag der Schüler zu berichten. (Siehe auch weiter unten zum Thema Proteste.)
After one morning of protest against the transfer or a teacher of our school, Mr Plum, and a talk with the school supervisor, Mrs Barth, a number of students decided to go on strike once more. They had been able to talk to Mrs Barth in person and she explained her reasons for the transfer. Local papers covered the event and even on TV there was a report in which some of our students as well as Mrs Barth were heard. All this hadn’t changed anything. Mrs Barth didn’t change her mind, of course, because a school supervisor can’t give in to students‘ demands (think of the implications!). This morning students had new banners to hang up and once more a number of them from Years Six to Ten refused to enter the school building. When they felt their protest at our school didn’t lead to anything they decided to walk down to the Mayor’s office at Wenden townhall. He couldn’t help them in any why and (so we heard) gave them the advice to visit Mrs Barth at her office. The students managed to get a bus to Olpe. When they turned up at her office in Olpe, Mrs Barth wasn’t very delighted (it was said) and called our school and demanded teachers to get the students back to Wenden. Our teachers couldn’t do this but went anyway to see that they could convince our students to return to Wenden. As was heard TV and newspapers, even Bild Zeitung, were present to report about the students‘ second day of protest.
Wann Proteste überhaupt Aussicht auf Erfolg haben
Es ist großartig, dass die Schülerinnen und Schüler der Konrad-Adenauer-Hauptschule ihrer Stimmung über die Versetzung eines beliebten Lehrers Ausdruck verleihen, und es ist zu bewundern, wie diszipliniert und auch planvoll sie dieses getan haben. Sie müssen allerdings auch sehen, dass den Möglichkeiten von Protestaktionen zur Änderung von Entscheidungen einer Behörde Grenzen gesetzt sind.
Im Grunde genommen gibt es zweierlei Arten von Entscheidungen: politische Entscheidungen auf der einen Seite und Entscheidungen von Wirtschaft und Verwaltungen auf der anderen Seite.
Bei politischen Entscheidungen sind Entscheidungen von gewählten Volksvertretern. Hier geht es etwa darum, ob eine Autobahn gebaut werden soll oder einen Schule geschlossen. Mit Protest als einer Form des Ausdrucks demokratischen Willens kann nun der Wähler kundtun, dass diese Entscheidung seiner gewählten Vertreter nicht dem Willen der Wähler entspricht. Die gewählten Vertreter können diesen Protest ignorieren und müssen dann, je nach Größe der Protestbewegung, mit einer Abwahl in der nächsten Wahl rechnen. Oder sie gehen auf die Wähler zu, die gegen ihre Entscheidung sind, und versuchen einen demokratischen Kompromiss zu finden.
In der Wirtschaft ist der Protest ebenfalls als Ausdruck demokratischen Willens möglich. Je nach Situation sind die Aussichten auf Erfolg verschieden. Will ein großer Konzern ein Werk schließen, bringen Proteste meistens keinen Erfolg, da die Arbeitnehmer keine Möglichkeit haben, auf die Konzernleitung Einfluss zu nehmen. Selbst wenn Gewerkschaften Proteste organisieren, sind sie aussichtslos, wenn wirtschaftliche Notwendigkeiten zu Entscheidungen zwingen (z.B. die Firma, die geschlossen werden soll, ist pleite). Proteste können eventuell die Politik ins Spiel bringen und dann zu Veränderungen von Gesetzten für die Wirtschaft führen (Proteste von Greenpeace als Beispiel).
In Behörden und Verwaltungen, und dazu zählen auch Schulen und ihr Personal, werden Entscheidungen auf der Grundlage gesetzlicher Vorgaben getroffen. Eine Vorgabe für Schulen ist das Zahlenverhältnis Schüler/ Lehrer. Hieran lässt sich so schnell nicht rütteln. Hat eine Schule rein rechnerisch zu viele Lehrer und dieser Zustand verändert sich nicht in kurzer Zeit durch Zugang von Schülern oder Pensionierungen von Lehrern oder Versetzungen, so ist die Verwaltung gezwungen, Versetzungen anzuordnen. Das Gesetz und später auch die Rechnungsstelle zwingen dazu. Proteste dagegen sind hier aussichtslos. Spielraum bleibt eventuell noch bei der Auswahl der zu versetzenden Person(en).
Die Entscheidung über die Verteilung von Stellen an Schulen liegt für den Kreis Olpe bei der Bezirksregierung Arnsberg. Die dortige Behörde, ein Dezernat, kann die Entscheidung an die untere Schulaufsicht und damit den Schulrat oder die Schulrätin delegieren. Auch der Schulleiter kann in die Entscheidung mit einbezogen werden. Dieser kann sich wohl mit anderen Personen darüber beraten, wenn er dafür eine Notwendigkeit sieht. Auf eine Beteiligung an der Entscheidung haben sie jedoch laut Schulgesetzgebung kein Recht.