Stärkeres Bekenntnis zur Hauptschule gefordert

Wenden. „Wir können beruhigt in die Zukunft schauen“, meinte Wendens l. stellv. Bürgermeister Kunibert Kinkel im Rahmen einer Festveranstaltung anläßlich des zehnjährigen Bestehens der Konrad-AdenauerHauptschule. Zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche und Verwaltung waren der Einladung in die Aula des Schulzentrums gefolgt, um gemeinsam mit dem Lehrerkollegium und der Schulleitung der Gründung der Hauptschule vor zehn Jahren zu gedenken.

Entscheidung vor zehn Jahren richtig

Sämtliche Hauptschulen in der Gemeinde Wenden aufzulösen und zu einer Schule in Wenden zu konzentrieren sei damals kein leichter Entschluß gewesen, erklärte Kinkel. Viele kritische Stimmen seien laut geworden, die den tiefen Einschnitt in die schulpolitische Struktur der Gemeinde abgelehnt hätten. „Doch heute können wir feststellen, daß die Entscheidung vor zehn Jahren richtig war“, betonte Kinkel. Er rief alle Verantwortlichen auf, der Schule das zu geben, was den Kindern zugute komme.


Ungerechte Verteilung der Pflichtstunden

Ein leidenschaftliches Plädoyer für den Fortbestand der Hauptschule hielt der Festredner des Abends, Kreisverwaltungsdirektor Dieter Patt aus Neuss. Als langjähriger Chef der Neusser Schulverwaltung hob Patt hervor, daß die Hauptschule eine Schule sei, die hinführe zu Arbeit und Beruf. Diese Bedeutung der Hauptschule sei heute deutlicher zu erkennen als je zuvor. „Nach der Schulreform 1967/68 starteten die für die Hauptschulen Verantwortlichen mit großen Erwartungen, obwohl die Rahmenbedingungen alles andere als gut waren“, meinte Patt. Schon früh sei der böse Begriff von der „Restschule“ gebildet worden, der die Schüler der Hauptschule in diffamierender Weise in die bildungspolitische Ecke gestellt habe. Patt: „Schwer hatten und haben es auch die Pädagogen an den Hauptschulen in Nordrhein-Westfalen. Warum müssen diese mehr Pflichtstunden leisten als ihre Kollegen an den Realschulen und GymnasienSchüler Wegen des hohen Ausländeranteils und der Ausrichtung der Hauptschule auf Leben und Beruf haben es die Hauptschullehrer ungleich schwerer und hätten eine niedrigere Pflichtstundenzahl verdient.“

Fehlendes Selbstbewußtsein kritisiert

„Wenn die Hauptschule stirbt, dann stirbt auch das gegliederte Schulsystem“, erklärte Patt. Darüber sollten sich die Träger aller anderen weiterführenden Schultypen im klaren sein, die Angesichts rückläufiger SchülerZahlen versuchten, den Hauptschulen durch massive Werbung Schüler abzujagen. „Die Solidarität der einzelnen Schultypen ist jetzt gefragt, damit sich nicht die Gesamtschule, das liebste Kind der nordrhein-westfälischen Landesregierung, durchsetzen kann.“ Patt kritisierte das fehlende Selbstbewußtsein an den Hauptschulen. „Lehrer, Eltern und Schüler müssen deutlich machen, daß der Besuch der Hauptschule eine hervorragende Möglichkeit bietet, ins Berufsleben einzusteigen.“ Ein stärkeres Bekenntnis zur Hauptschule sei das Gebot der Stunde.

„Wendener Modell“ richtig

Die Hauptschule sei keine Schulform, die in die Sackgasse führe. „Im Gegenteil, wenn in der Hauptschule weiterhin berufsorientiert gearbeitet wird, dann hat sie eine große Zukunft. Es lohnt sich, zu dieser Schulform zu stehen.“ Der Schulleitung und dem Lehrerkollegium der Konrad-AdenauerHauptschule bescheinigte Patt, daß sie mit ihrem weitgefächerten Bildungsangebot den richtigen Weg eingeschlagen hätten. „Mit Ihrem 8endener Modell‘ liegen Sie richtig“, betonte Patt.

Ganzheit des Menschen beachten

„Die Ganzheit des Menschen gilt es wieder in der Schule zu beachten“, erklärte Rektor Wilhelm Becker. In den letzten Jahrzehnten habe es im schulischen Raum viele Veränderungen gegeben, welche die Bezeichnung „Reform“ nicht verdient gehabt hätten. Dennoch müsse die Schule weiter in Bewegung bleiben. „Unsere Schule lebt durch die gute Zusammenarbeit von Lehrern, Eltern und Schülern. Dies beizubehalten und weiter auszubauen, ist unser aller Anligen für die Zukunft.“ Für das Rahmenprogramm sorgten der Kinderchor Möllmicke unter der Leitung von Theo Arns, der Quartettverein Hünsborn unter der Leitung von Kunibert Koch sowie eine Bläsergruppe der Konrad-AdenauerHauptschule.