„WirGefühl“ aus der Schule in die Gemeinde getragen

Wenden. „Möge in dieser neuen Schule die Jugend des Wendener Landes durch gemeinsames, frohes und erfolgreiches Lernen eine harmonische Ausbildung ihrer geistigen, seelischen und körperlichen Kräfte erfahren. Das walte Gott!“ An diesen Worten aus der Urkunde zur Grundsteinlegung der Konrad-AdenauerHauptschule in Wenden am 15. Oktober 1973 haben sich Schulleitung und Lehrerkollegium seit ihrem Einzug zum Schuljahr 1976/77 stets orientiert.

Zuerst Ablehnung durch umliegende Ortschaften

„Damals war die Ablehnung der umliegenden Ortschaften gegen die neue Schule sehr groß. Politiker, Lehrer und Eltern meldeten schwere Bedenken an“, erklärt Rektor Wilhelm Becker, der seit 1979 als Nachfolger des aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand getretenen Schulleiters Willi Kirsch die Geschicke der Hauptschule leitet. Einen Großteil der Ablehnung führt Becker auf die gewaltigen schulischen Veränderungen im Wendener Land durch die gesetzliche Neuordnung des Schulwesens in NRW im Jahre 1968 zurück. „Vor der Aufteilung der damaligen Volksschulen in Grund- und Hauptschulen gab es in der Gemeinde Wenden 13 eigene Schulstandorte, nach der Reform blieben nur noch fünf übrig. In Folge wurden die Schulen in Eiben, Brün, Heid. Römershagen, Möllmicke. Altenhof, Hillmicke und Schönau aufgelöst. Erhalten blieben die Grundschulstandorte Wenden, Gerlingen, Hünsborn, Ottfingen und Rothemühle“, berichtet Becker.


Stückchen für Stückchen erkämpft

Noch gravierender waren die Veränderungen im Bereich der Hauptschule. Becker: „Von 1969 bis zur Vollendung unserer Schule gab es in Hünsborn, Gerlingen und Wenden je eine Hauptschule. Danach blieb nur noch die Konrad-AdenauerHauptschule übrig.“ Da die Bevölkerung damals immer noch die Meinung vertreten habe, daß eine Schule in jeden Ort gehöre, habe es die Lehrerschaft in der Anfangszeit sehr schwer gehabt. „Von Seiten der Schule haben wir uns dann bemüht, sowohl bei uns selbst, als auch bei den Schülern und Eltern aus den verschiedenen Ortschaften, ein gemeinsames WirGefühl zu entwickeln“, meint Becker. Dies sei aber nicht von heute auf morgen gegangen, sondern habe schon seine Zeit in Anspruch genommen. „Wir alle haben uns Stückchen für Stückchen erkämpft“, fügt Konrektor Elmar Düweke hinzu. Inzwischen sei fast allen Beteiligten klar geworden, daß eine größere Schule auch mehr Chancen und Möglichkeiten bieten könnte. „Wir glauben, daß es uns gelungen ist, das WirGefühl aus der Schule in die Gemeinde zu tragen“, meint Becker.

Im ersten Jahr ihres Bestehens besuchten rund 1200 Schülerinnen und Schüler in 34 Klassen die Konrad-AdenauerHauptschule. Unterrichtet wurden sie von 51 hauptamtlichen Lehrkräften und zwölf Junglehrern. Diese Zahlen haben sich, zumindest was die Schüler angeht, grundlegend geändert. Heute werden 644 Schülerinnen und Schüler von 43 Lehrkräften und zwei Lehramtsanwärtern in 29 Klassen unterrichtet. Als Hauptursache führt Rektor Wilhelm Becker den Geburtenrückgang in der Gemeinde Wenden an. „Ein zweiter Grund mag darin liegen, daß in den letzten Jahren viele Eltern ihre Kinder in weiterführende Schulen schickten“, meint Becker. Die durchschnittliche Klassenstärke beträgt momentan 22,5, ein Wert, der deutlich unter dem Richtwert des Kultusministeriums (28) liegt.

Günstige Entwicklung durch 10. Pflichtschuljahr
Nach Ansicht von Schulleitung und Lehrerschaft war die Einführung des 10. Pflichtschuljahres 1980 für die Entwicklung der Schule von großer Bedeutung. Becker: „Seit dieser Schulreform ist die Hauptschule keine Sackgasse mehr. Schüler, welche die Klasse 10 b mit guten Noten abschließen, erhalten die Berechtigung zum Besuch einer Fachoberschule. Die Möglichkeit ‚höherzukommen‘ besteht also durchaus.“ Selbst die Schüler mit Abschluß der Klasse 10 a haben später Aufstiegschancen. „Schließen sie ihre Gesellenprüfung mit guten Noten ab, können sie sogar ein allerdings fachgebundenes Studium aufnehmen.“

Besonders stolz sind die Lehrer der Konrad-AdenauerHauptschule darauf, daß an ihrer Schule als eine der ersten im Kreis Olpe den Schülern die Möglichkeit eines Betriebspraktikums und einer Berufswahlvorbereitung ab dem 7. Schuljahr angeboten wurde, einer Einrichtung, die sich glänzend bewährt hat.

Große Nachfrage bei freiwilligem Bildungsangebot

Durchaus keine Selbstverständlichkeit im normalen Schulalltag ist das erweiterte freiwillige Bildungsangebot an der Konrad-AdenauerHauptschule. „Dieses Angebot gibt den Schülerinnen und Schülern Einblick in Bereiche, die im normalen Unterricht nicht gelehrt werden“, erklärt Elmar Düweke. An zwei Nachmittagen in der Woche kommen die Schüler mit ihren Fachlehrern in Kursgruppen zusammen, um beispielsweise Fotografieren oder Maschinenschreiben zu lernen. Bei älteren Schülern sind auch Computerkurse sehr beliebt während die jüngeren Schüler Kurse in Hauswirtschaft oder im technischen Bereich vorziehen.

Der Zukunft sieht die Schulleitung mit Gelassenheit entgegen. Becker: „Wir glauben, daß sich die Schülerzahl bei rund 500 Schülern einpendeln wird. Um unsere Existenz brauchen wir uns deshalb keine Sorge zu machen. Die Schule wird weiterhin zwar groß aber übersichtlich bleiben.“ Die Worte der Urkunde zur Grundsteinlegung werden weiter Bestand haben.