Sprachrohr der Missstände im Schulwesen

rudi Wenden. Wenn Überwachungskameras auf dem Schulhof und im Lehrerzimmer Einzug halten, die Bildung sich am Trend der Generalisierung statt am Individuum orientiert und die Pauker sich im Zuge von Qualitätsmanagement und Güteklassifizierung immer mehr zum „gläsernen Pädagogen“ entwickeln, dann ist es nicht nur „höchste Zeit fürs Adolphinum“, sondern vor allem für „Die Daktiker“.


Die gleichnamige Kabarettgruppe versteht sich seit geraumer Zeit als Sprachrohr sämtlicher Missstände im deutschen Schulwesen. Am Freitagabend nahm sich das Quartett in der Wendener Aula wieder der jüngsten Entwicklungen im Bildungswesen an – dieses Mal in Gestalt von „Evaluatoren“. „Evaluator 4 – Höchste Zeit fürs Adolphinum“ war das Programm der „Die Daktiker“ bei ihrem nunmehr dritten Halt in der Wendener Aula betitelt. Vor nahezu ausverkauftem Haus sorgte man nicht nur für manch gelungenen Lacher. Allen voran wies man dezent, aber dennoch unmissverständlich auf manche Skurrilität hin, der sich der Durchschnittslehrer in Deutschland heutzutage zu stellen hat. Dabei glänzte die Truppe mit beachtlichem Insiderwissen. Nicht ohne Grund. Denn – das macht „Die Daktiker“ so besonders – alle vier Akteure sind „vom Fach“ und selbst noch aktiv als Lehrer im Dienst.
Logisch, dass sich da auch im begeisterten Publikum zahlreiche Kollegen fanden, die in der jüngsten Posse des dienstältesten Lehrerkabaretts nicht zuletzt ein Podium sahen, die Sorgen und Nöte in ihrem von stetig steigenden Ansprüchen bestimmten Beruf verstanden zu wissen Als Exempel diente dabei wie so oft das „Städtische Adolphinum“, das auch in der übrigen vier Programmen der „Die Daktiker“ schon Ort des Geschehens war. Dieses Mal jedoch gingen die „Evaluatoren‘ um – finstere Gestalten und Abgesandte des bildungspolitischen Askaban.
Damit schien auch das Traditionsgymnasium an den „Pädagogen-Pranger“ zu kommen und das Institut als Ganzes, vor allem aber jeder Einzelne auf den Prüfstand gestellt zu werden. Nicht zuletzt musste man fürchten, dass auch der Lehrkörper weiter verschlankt werden sollte. Angesichts dessen legten sich die Damen und Herren natürlich mächtig ins Zeug: Elternsprechminuten während der Pausenaufsicht, Unterrichtsstunden im Switching-Modul-Modus und sogar Kompetenznoten für den Pädagogen hielten Einzug. Allein die Handlung bot dem Publikum ein enormes Amüsement – und das war natürlich allen voran auf das Talent der Akteure zurückzuführen. Mit viel Wortwitz und gestischer Komik brachten sie das Stück aufs Parkett, schlüpften nicht nur in die Rolle der Evaluatoren, sondern auch von Pädagogen und Schülern.
Zu Recht ernteten Brigitte Lämbgen, Hans-Peter Königs, Hermann-Josef Skutnik und Andreas Boxhammer zuletzt den großen Applaus der Zuschauer, die ihnen angesichts des gelungenen Werkes auch bei künftigen „Unterrichtseinheiten“ treu bleiben dürften.