Hier kommen Stärken auf Tour

yve Wenden. Wie soll es später bei mir laufen, welche Lebensträume habe ich, wo liegen meine Stärken? Fragen, auf die viele Jugendliche häufig nicht detailliert antworten können. Sie wissen zwar, dass eine Ausbildung für den Verlauf der Berufsund Lebensbiografie entscheidend ist, aber gerade junge Menschen mit geringerem Bildungsniveau fühlen sich oft benachteiligt.


Mit einem Modellprojekt haben regionale und überregionale Partner einen Versuch unternommen, der bei einer frühzeitigen Berufsorientierung und Lebensplanung helfen soll. Das Gesamtkonzept steht unter der Überschrift „Komm auf Tour – meine Stärken, meine Zukunft“, speziell entwickelt für Haupt- und Gesamtschulklassen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW. Unterstützt mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds.
Das neue Angebot, bewusst in der 7. Jahrgangsstufe angesiedelt, startete gestern an der Konrad-Adenauer-Hauptschule (KAS) in Wenden unter der Schirmherrschaft von Landrat Frank Beckehoff und steht fünf Hauptschulen des Kreises Olpe bis Freitag in der Aula der KAS offen. Vor allem Hauptschüler sollen durch das Projekt unterstützt werden, da nach Studien der BZgA sich bei bildungsferneren jungen Menschen geringere Zukunftsperspektiven und eine damit eingehende Planungsunsicherheit auf Berufsund Lebensplanung auswirken. Laut Untersuchungen der BZgA zeigt sich, dass Hauptschüler auch schlechter verhüten und damit Mädchen oft eine ungewollte Schwangerschaft riskieren.
„Komm auf Tour“ ist alles andere als eine langweilige Theorieveranstaltung. Denn im Mittelpunkt des Projektes steht ein 500 Quadratmeter großer Erlebnispar-cour. Sechs Stationen sowie vier Überraschungs-Haltestellen sind in der Aula aufgebaut. Spielerisch können Schüler ihre persönlichen Stärken entdecken und erste Ideen für die eigene Zukunftsgestaltung entwickeln. Startpunkt des Rundgangs ist der so genannte Abflugterminal. Dort begrüßt die „Reiseleitung“ die Jugendlichen. Dann geht es temporeich weiter. Im „Zeittunnel“ treffen Mädchen und Jungen aufeinander – gibt es sie noch, die typischen Frauen- und Männerberufe? Der Orientierungslosigkeit wird im „Labyrinth“ entgegenwirkt, in der „Strumfreien Bude“ gibt es Informationen zu den Themen „Verhütung“, „Das erste Mal“ aber auch zu „Pleiten, Pech und Pannen“.
„Die beliebteste Station ist die .Bühne'“, hielt Safia Reinbold von der BZgA fest. Nicht nur „Flirten, baggern und sich ausprobieren“ ist dort gewünscht, auch die Möglichkeit der Simulation von Vorstellungsgesprächen wird angenommen. Für die Auswahl der Aufgabe und die mit ihr verbunden Anforderungen vergeben Pädagogen sieben unterschiedliche Stärkepunkte. Hinter jedem Punkt steckt eine kleine Offenbarung: Schranktüren öffnen sich, die den Schülern aufzeigen, welche beruflichen Ziele auf sie warten könnten. Damit die persönliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Ausbildungs- und Lebensweg auch weiter geführt werden kann, erhalten die Schüler ein Logbuch. Die Broschüre beinhaltet unter anderem Selbsttests und Fragebögen. Bis zum Schulabschluss schließen sich dann zahlreiche regionale Angebote zu Berufsorientierung an.
Frank Beckehoff, Peter Vogelsang von der Gemeinde Wenden und auch Schulrat Michael Olberts betonten unisono ihren ausdrücklichen Wunsch, dass Projekt als Dauereinrichtung an Hauptschulen im Kreis Olpe integrieren zu wollen. Auch zahlreiche heimische Einrichtung wie die Schwangerschaftsberatung „Mirjam“, die Aids-Hilfe für den Kreis Olpe oder die Agentur für Arbeit ließen sich nicht lange bitten, „Komm auf Tour“ zu unterstützen – um als Akteure im Bereich der Berufsorientierung und Lebensplanung zu gemeinsamen Konzepten zu kommen und zielorientiert zusammenzuarbeiten.