Die Leistungskluft nimmt zu

Von Roland Vossel
Wenden. „Die soziale Integration klappt, aber die Förderung der Kinder bleibt ein wenig auf der Strecke“, brachte Horst Schlabach, Direktor an der Realschule Wenden, die Situation der integrativen Lerngruppe auf den Punkt. Im Schulausschuss waren jetzt Erfahrungsberichte von Haupt- und Realschule über den gemeinsamen Unterricht behinderter und nicht-behinderter Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe I Thema.


Für die Wendener Hauptschule konnte Schulleiter Joachim Winkelmann eine durchweg positive Bilanz ziehen: „Die Maßnahme behinderte und nicht-behinderte Kinder gemeinsam zu unterrichten, hat sich bewährt. Die soziale Integration ist ausgezeichnet gelungen. Es zeichnen sich Lernchancen ab, die diese Jugendlichen an einer Förderschule nicht gehabt hätten.“
Alle Mitglieder der Klasse, in der acht behinderte Kinder unterrichtet werden, hätten begriffen, dass jeder Mensch Stärken und Schwächen habe. Winkelmann: „Die Schülerinnen und Schüler dieser Klasse haben Werte erfahren können, die in unserer Gesellschaft leider immer mehr in Vergessenheit geraten: Toleranz (niemand macht eine Bemerkung, wenn jemand stottert), Geduld (man wartet, wenn eine Antwort langsam formuliert wird), Höflichkeit (Beleidigungen hört man fast gar nicht), Rücksichtnahme und so weiter.“
„Es ist unheimlich schwer als Lehrer, das Gefühl zu haben, den Kindern gerecht zu werden. Lehrpläne und Zielsetzungen der Realschule spielen für diese Kinder keine Rolle. Große Probleme gab es, als der Förderlehrer ausfiel“, so Horst Schlabach. Die integrative Lerngruppe an der Wendener Realschule besteht aus 5 Schülern, die im Rahmen des gemeinsamen Unterrichts innerhalb der Regelklasse 8 d unterrichtet werden.
Auch die Klassenlehrerin der 8 d, S. Jansen, betont, dass sich das Verhalten der Förderschüler bei längeren Krankheitszeiten des Integrationslehrers Peter Oberließen drastisch verschlechtert habe. Um den Förderschülern auch während seiner Abwesenheit gerecht zu werden und bestmögliche Förderung gewährleisten zu können, sei künftig eine sonderpädagogische Vertretung unerlässlich.
„Beiden Berichten ist zu entnehmen, dass die Leistungskluft mit zunehmenden Alter immer größer wird. Das Niveau der Realschule ist höher, die Unterschiede sind dort größer“, sagte Heinz Zimmermann (UWG). Unter dem Strich sei der gemeinsame Unterricht behinderter und nicht-behinderter Schülerinnen und Schüler aber positiv. Man solle jetzt abwarten und das Thema in zwei Jahren nach Ende der 10. Klasse noch einmal beraten, so Heinz Zimmermann.