Knapp einer Katastrophe entgangen

hobö Brün. Das Sprichwort „Glück im Unglück“ wird häufig bemüht, gestern aber passte es zu jener Szenerie, die sich allen Einsatzkräften und Zeugen nach einem Unfall auf der Mindener Straße (Landesstraße512) in Wenden-Brün bot. Um 7.25 Uhr war dort ein schwerer Sattelzug frontal und ungebremst in einen in der Bushaltebucht stehenden Schulbus gerast und hatte diesen fast 20 Meter zurückgeschoben. Etwa zehn Kinder und Jugendliche waren erst wenige Sekunden zuvor in den Bus eingestiegen. Bedingt durch die immense Aufprallwucht flogen einige von ihnen buchstäblich durch das Fahrzeuginnere, erlitten aber „lediglich“ Prellungen und Schürfwunden.


Der Lkw- und der Busfahrer hatten insofern Glück, dass der Aufprallwinkel für sie „günstig“ war: Die Fahrzeugfronten wurden völlig zerstört – mit Ausnahme des Bereichs des jeweiligen Fahrersitzes. Polizei und Zeugen waren sich einig: Hätte der Bus Verspätung gehabt und hätten die Kinder deshalb noch wartend in der Bushaltebucht gestanden, wären sie von dem „führerlosen“ Lkw überrollt worden. „Wir sind knapp einer Katastrophe entgangen“, meinte der Einsatzleiter der Polizei, Stephan Stracke.
„Führerlos“ war der Sattelzug deshalb, weil der Fahrer kurz vor dem Unfall einen Schwächeanfall erlitten hatte. Dies jedenfalls gab der 46-jährige Mann gegenüber der Olper Polizei an. Zeugen bestätigten, dass der Sattelzug in Schlangenlinien gefahren sei, bevor er auf die Gegenfahrbahn geriet, eine Fußgängerampel streifte und in den Bus raste.
Der 46-Jährige hatte den Sattelzug einer Spedition aus dem Oberbergischen .Krpis von Rothemühle kommend in Richtung Gerungen gesteuert. Zu dieser Zeit hatte der leere Schulbus der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd an der Haltestelle gegenüber des Sporthotels Wacker gehalten und die Kinder zusteigen lassen.
„Furchtbarer Knall“
„Ich hörte einen Knall, als wäre eine Bombe explodiert. In diesem Moment sah ich, wie der Bus nach hinten geschleudert wurde“, erzählte ein Anwohner. Marcel Dornseifer aus Brün befand sich in dem Bus. Er habe ein Hupen gehört und dann habe es „furchtbar geknallt“. Der Jugendliche weiter: „Ich stand noch im Gang, weil sich vor mir einige Kinder hinsetzen wollten. Ich konnte den Lkw nicht sehen, da wir vorne eingestiegen waren und sich das Unheil von hinten näherte. Durch den heftigen Aufprall flog ich durch den Bus und schlug mit dem Kopf gegen eine Stange.“ Dornseifer, selbst aktiv in der Jugendfeuerwehr in Gerungen, eilte anschließend zu dem Lkw und öffnete die Fahrertür. Zusammen mit herbei geeilten Anwohnern und Verkehrsteilnehmern beförderte er den verletzten Fahrer aus dem Führerhaus und leistete Erste Hilfe. Für die Rettungskräfte war anfangs völlig unklar, wie viele Kinder in dem Bus waren und verletzt worden sind. Denn Anwohner hatten die Schulkinder nach Hause geschickt, bevor Feuerwehr und Polizei vor Ort waren. „Das war gar nicht gut“, kritisierte Ralf Schmidt, Leiter des Feuerwehr-Löschzuges Gerungen. „Wenn die Eltern nicht zuhause sind und ein Kind Verletzungen oder einen Schock hat, kann das verheerende Folgen haben.“ Die Brüner Bevölkerung wurde aufgerufen, die betroffenen Kinder und Jugendlichen umgehend zur Untersuchung ins Olper Krankenhaus zu bringen. Dem folgten im Laufe des gestrigen Tages einige Eltern. Laut Polizei wurden Prellungen und Schürfwunden bei den Schülern festgestellt.
Ca. 190 000 € Schaden
Prellungen hatte auch der 43-jährige Busfahrer erlitten, die ambulant im Krankenhaus behandelt wurden. Auch der Lkw-Fahrer konnte noch am Vormittag das Hospital verlassen. Die beiden Fahrzeuge mussten abgeschleppt werden. Der Lkw hatte ca. 13 Tonnen schwere Behälter für die Automobilindustrie geladen. Der Sachschaden wird auf 190 000 € geschätzt. Während der Bergungsarbeiten war die Landstraße für mehr als drei Stunden komplett gesperrt.