Förderwerkstatt als Lernstudio

sz Wenden. Schüler mit Lerndefiziten in Deutsch oder Mathematik werden in der Klasse oft ausgegrenzt, quasi geächtet als die Doofen, die, die immer eins „Fünf“ haben. Sie dürfen nicht mitspielen, werden im Sport oft nicht angewählt und haben wenig Anteil an besonderen Ereignissen der Schule. Die Familien schämen sich oft dieser Kinder, weil sie nicht die Leistungen bringen, mit denen man glänzen kann. Für diese Schüler endet der Schultag nicht mit dem Unterrichtsschluss, nein, zu Hause geht die Schule weiter, denn es wird geübt. Es entsteht so ein zusätzlicher Druck, dem die Schüler sich beugen oder aus dem sie ausbrechen. Die Folgen sind offensichtlich: Schulangst, mangelnde Motivation, Abbau sozialer Kontakte, Frust, Aggression, Isolation. Die Konrad-Adenauer-Hauptschule (KAS) Wenden widmet sich diesen Schülern besonders, indem man ihnen ermöglicht, mit ihren Schwierigkeiten umzugehen und daran zu arbeiten.


Seither gibt es nach Angaben der Schule keine Fehler mehr – aber es gibt Irrtümer, über die man nachdenken müsse. Dazu wurde ein spezieller Förderraum eingerichtet, in dem Schüler ihren individuellen Problemen entsprechend arbeiten können. Alles beginnt mit einer Feststellung des Lernstandes: Bis wohin bin ich gekommen? Wo fangen meine Unklarheiten an? Durch geeignete Tests entsteht ein Profil, an dem man erkennen kann, wo die Förderarbeit ansetzen kann und wie sie weitergeführt werden muss. An der KAS Wenden werden die Schüler zusätzlich mit Tests der Universität Münster überprüft.
Hinzukommen die Beobachtungen der Fachlehrer, die mit entscheiden, welcher Schüler an der Förderung teilnehmen soll. Nach diesen Beratungen wird ein Förderplan erstellt, der für ein Schulhalbjahr verbindlich ist. Die Schüler haben danach die Möglichkeit, entweder parallel zum Unterricht oder aber im Nachmittagsbereich den Förderplan zu bearbeiten Der Förderunterricht findet zweimal wöchentlich mit jeweils einer Stunde parallel zum Unterricht statt. Die Gruppen haben dann maximal eine Stärke von vier Kindern. Im Nachmittagsbereich finden Förderungen in Doppelstunden statt, die angewählt werden können. Daran nehmen bis zu zwölf Schüler teil. Zusätzlich gibt es zwei Stunden Sprachförderung für muslimische Kinder oder Schüler mit Migrationshintergrund, wenn der Religionsunterricht läuft.
Die Arbeit in der Förderwerkstatt geschieht handlungsorientiert, d.h. die Schüler erfüllen ihre Aufgabenstellungen durch Handlungsabläufe, die für sie didaktisch sinnvoll strukturiert sind. Sie lösen die Aufgaben mit anschaulichen Hilfestellungen, die zunehmend abgebaut werden und ihnen abstraktere Ebenen eröffnen. Wie schwierig und vielfältig dieser Weg ist, kann sich jeder klar machen, wenn er begründen soll, warum die schriftliche Multiplikation als Treppe geschrieben wird. Damit das gelingt, werden Vorkenntnisse aufgebaut, die als Bausteine immer wieder zur Hilfe genommen werden können, d. h. mit dem der Schüler sich immer wieder helfen kann, Sachzusammenhänge selbst aufzubauen.
Am wichtigsten sind dabei die Begründungen: Warum mache ich das? Warum habe ich das so geschrieben? Dabei wird jeder kleine Erfolg bewertet und bestätigt. Den Kindern werden immer wieder kleine Erfolgserlebnisse vermittelt. Das ist für diese Kinder besonders wichtig, da sie in ihrer bisherigen Schullaufbahn durch ihre Lerndefizite oft nur Misserfolge und Frustration erlebt haben. Kinder wollen Nähe zum Lehrer. Sie wollen sich nicht mit ihren Problemen allein gelassen fühlen. In der Förderwerkstatt können die Kinder an ihren Irrtümern ohne Stress arbeiten. Die Kinder tun das nach ihrem eigenen Tempo. Es geht nicht um die Menge und die Geschwindigkeit. Viel wichtiger ist, dass die Kinder verstehen, was sie tun und warum sie es tun. Die Zeit, die sie zu ihrer individuellen Entwicklung benötigen, wird ihnen hier eingeräumt. Das Material ist so angelegt, dass die Schüler Interesse haben, weiterzukommen.
Der Raum bietet didaktische Materialien für Lerndefizite in Lesen, Rechtschreibung, Textverständnis. Bei allen Überlegungen, was für das Kind zuträglich ist, gilt der Grundsatz: Zuerst auf das Kind sehen, was kann es, was braucht es. Zentraler Dreh- und Angelpunkt ist inzwischen die Arbeit mit dem PC geworden: In Phasen von ungefähr 20 Minuten können die Schüler ihr bestimmtes Problem bearbeiten. Sie können das auch immer wieder tun, sie können das so lange tun, bis der PC nicht mehr blitzt. Über ihre Erfolge druckt der PC ihnen ein Ergebnisprotokoll aus. Am Ende des Schuljahres werden die Erfolge getestet. Im vergangenen Schuljahr verbesserten sich nach Angaben der KAS viele Kinder von der „Grundschul-Fünf“ auf eine solide „Vier“ oder besser.
Der Förderverein der KAS Wenden unterstützt die Arbeit der Förderwerkstatt mit einer soliden Ausstattung. Dafür gebühre dem Förderverein besonderer Dank, so die Schule.