Hauptschulabschluß bot optimale Basis

Wenden. Einige Schüler der Hauptschule Wenden staunten nicht schlecht, als ihnen Beate Hochhard, eine ehemalige Hauptschülerin, von ihren Lehrern als Studentin der Pädagogik vorgestellt wurde, zumal einige Schüler sie noch als Mitschülerin aus einer höheren Klasse in Erinnerung hatten. Beate hatte 1979 die Klasse 10, Typ B, an der Konrad-Adenauer-Schule mit dem Zeugnis der Fachoberschulreife (im allgemeinen Sprachgebrauch „mittlere Reife“ genannt) abgeschlossen. Danach absolvierte sie die gymnasiale Oberstufe am Städtischen Gymnasium Olpe, an dem sie 1982 ihr Abitur machte. Seitdem studiert sie Pädagogik an der Universität/Gesamthochschule Siegen.

Verpflichtender Bestandteil des Pädagogikstudiums ist ein fünfwöchiges Blockpraktikum. Beate entschied sich, ihr Blockpraktikum an der Konrad-Adenauer-Schule Wenden durchzuführen – ein Schritt, den sie bei schlechten Erfahrungen mit dieser Schule sicherlich nicht gewagt hätte.


Kritische Beobachter in der letzten Bank

Die Lehrer, die sie vor wenigen Jahren noch unterrichtet hatten, unterstützten sie nun bei der Planung und Durchführung von Unterrichtsstunden und saßen als kritische Beobachter in Beates selbständig geführtem Unterricht in der letzten Bank. Im Lehrerzimmer führte Beate viele Gespräche mit ihren damaligen Lehrern und zukünftigen (Schüler) Berufskollegen. Sie beantwortete bereitwillig Fragen nach ihren Eindrücken und Erfahrungen. Die Antworten sind umso bemerkenswerter, als sie die KAS aus ihrer eigenen Schülerzeit sehr gut kennt und mittlerweile genügend Abstand gewonnen hat, um sich mit der Situation der Hauptschule und ihren Problemen kritisch auseinanderzusetzen.

Beate Hochhards fünfwöchiger Aufenthalt an der KAS und die Gespräche mit ihr riefen die Erinnerung der Lehrer an ehemalige Hauptschüler wieder wach. Es kamen Namen ins Gespräch, die man über der Alltagsarbeit schon fast vergessen hatte. Dennoch waren viele Lehrer über den Weg ihrer „Entlassenen“ gut informiert, sei es durch Grüße, die ihre jüngeren Geschwister ausrichteten, sei es durch Bekannte und Nachbarn oder eine zufällige Begegnung. Femer erinnerte man sich z. B. an Ute S., die nach dem 10. Schuljahr an der KAS zum Gymnasium ging, Abitur machte und jetzt eine Dolmetscherschule besucht, oder an Susanne H., die nach dem Abitur Geografie studiert. Da sind Jutta G., Andreas K., Thomas W., Dikea T., Judith K., Christoph H. und Bodo S., die allesamt aus dem 10. Schuljahr an der KAS entlassen wurden und mittlerweile ihr Abitur geschafft haben bzw. es zur Zeit ablegen. Da ist beispielsweise Claudia S., die in der Ausbildung zur Gymnastiklehrerin steht, da sind Andrea H., Rafael H., Matthias J., Norbert G., Bruno H., Johannes S. und Michael S., die nach ihrer Berufsausbildung das Fachabitur erworben haben und Fachhochschulen besuchen, und, und, und…

Nicht vergessen darf man in diesem Zusammenhang Hunderte ehemaliger Hauptschüler der KAS, die ihre Berufsausbildung erfolgreich abgeschlossen haben und in Lehrberufen jeglicher Art zuverlässig und gewissenhaft ihre Pflicht tun. Sie repräsentieren das, was man landläufig unter „normalen“ Hauptschülem versteht. Als „normale“ Hauptschüler verstehen sich aber auch solche, die die Hauptschule mit mittlerer Reife verlassen und damit die Voraussetzung mitbringen, Fachoberschulen bzw., mit dem Qualifikationsvermerk im Zeugnis, Gymnasien zu besuchen.

Koordination mit dem Arbeitsamt

Vor allem die Größe der KAS, die anfangs nur negativ empfunden wurde, bietet in vielen Bereichen eine Vielfalt des Bildungsangebots, die ihresgleichen sucht. Im Wahlpflichtunterricht, den nur die Hauptschule in dieser Form innerhalb der Pflichtstunden bietet, können die Schüler beispielsweise aus einem breitgefächerten Angebot von Themen nach ihren Neigungen wählen. Maßnahmen zur Berufserkundung und Berufsfindung, die enge Koordination mit dem Arbeitsamt und die Schülerbetriebspraktika im 8. und 10. Schuljahr sowie der Unterricht im Fachbereich Arbeitslehre nehmen einen hohen Stellenwert ein. Im religiös-weltanschaulichen Bereich wird die Kooperation mit den Vertretern der Kirchen gesucht.

Bedauerlicherweise wird die Hauptschule in der Öffentlichkeit als das „größte von drei Übeln“ empfunden und als Restschule abgetan; Aber nicht ganz ohne Stolz können Eltern, Lehrer und Schüler der KAS auf das verweisen, was bisher aus dem vermeintlichen „Rest“ der Gemeinde Wenden geworden ist. Leider bewirkt jedoch gerade in der Diskussion um die Hauptschule ein Unzufriedener mehr als hundert Zufriedene. H. G. K.

(exaktes Datum nicht bekannt!)