Keine weitere integrative Klasse im Schulzentrum

Von Roland Vossel
WENDEN.
Im Wendener Konrad-Adenauer-Schulzentrum wird es keine weitere Klasse für gemeinsamen Unterricht behinderter und nicht-behinderter Schüler geben.
Die bereits bestehenden „sonderpädagogischen Fördergruppen“ an Realschule (seit 2003/2004) und Hauptschule (2002/2003) werden im Rahmen eines Schulversuches weitergeführt. Hierüber soll der Schulausschuss jährlich informiert werden. Das beschloss der Wendener Rat mit 22 Ja-, 4-Nein-Stimmen und einer Enthaltung.
In einem Schreiben vom 13. November 2003 hatten vier Eltern die Fortführung des
bisherigen gemeinsamen Unterrichts aus der Primarstufe in einer sonderpädagogischen Fördergruppe am Konrad-Adenauer-Schulzentrum beantragt.


Die Schulkonferenzen von Real- und Hauptschule lehnten die Einrichtung einer weiteren Klasse ab. Tenor nach den in eineinhalb Jahren gesammelten Erfahrungen mit sonderpädagogischen Fördergruppen: Zwar verläuft die soziale Integration in beiden Schulen problemlos, aber die intellektuelle Integration wird immer schwieriger. Im Klartext: Die behinderten Kinder können dem Unterricht nicht mehr folgen.
Realschulleiter Horst Schlabach brachte die Situation auf den Punkt: „Die Sonderschule hat ein besonderes pädagogisches Prinzip, nach
dem die Stärken der einzelnen Kinder in den Vordergrund gestellt werden und das Selbstbewusstsein gestärkt wird. Die Organisation der Se-kundarstufe-1-Schulen steht dem entgegen.“ Nach 45 Minuten sei Unterrichtsschluss, die Fachlehrer würden ständig wechseln.
Zudem fehle für die behinderten Schülerinnen und Schüler manuelle Therapie (Werken) und der Bereich Hauswirtschaft. „Wir haben nicht die Möglichkeit, diese Kinder wie in einer Sonderschule zu fördern. Die Skepsis ist mehr als bestätigt worden“, sagte Schlabach.
Der Schulversuch mit der bestehenden Förderklasse sei bisher erfolgreich verlaufen, so Hauptschulleiter Joachim Winkelmann. Allerdings würden sich die Leistungen behinderter und nicht behinderter Kinder immer weiter voneinander entfernen. Ab der 7. Klasse gäbe es immer häufiger soziale Probleme und Verhaltensauffälligkeiten.
„Die Fakten sprechen eine harte Sprache. Obwohl wir die Pilotprojekte unterstützt haben, sind wir jetzt zu der Erkenntnis gekommen, dass es keinen weiteren gemeinsamen Unterricht mehr geben sollte. Die Sonderschulen sind besser für die Kinder“, gab Lutz Schabelon (SPD) die überwiegende Meinung des Rates wieder. „Beide Gruppen von Schülern bleiben auf der Strecke. Die Schere geht zwangsläufig immer weiter auseinander. Die behinderten Kinder sind frustriert, die nichtbehinderten unterfordert“, meinte Rita Brüser (UWG).