Konzert erzählte vom Holocaust

Wenden. Der Gedenktag für den Holocaust, der weltweit am Sonntag stattfand, wurde auch in Wenden andächtig begangen. Den Zehntklässlern der Wendener Haupt- und der Realschule wurde bei einem morgendlichen Konzert auf eindrucksvolle Weise vor Augen geführt, welche Grausamkeiten sich unter der Diktatur des Naziregimes ereigneten: Die Musiker Roswitha Dasch und Ulrich Raue brachten die dramatischen Schicksale litauischer Juden zu Gehör, die sich im Konzentrationslager von Wilna ereigneten.


Es war keine alltägliche Veranstaltung — doch es war eine Veranstaltung, die bereits im vergangenen Jahr nachhaltig Eindruck hinterlassen hatte und auch gestern hinterließ. Andächtig lauschten die Schülerinnen und Schüler dem, was die Wuppertaler Künstler auf der Bühne musikalisch und in Versform veranschaulichten. Denn obwohl viele der Jugendlichen kaum Liebhaber der klassischen Musik gewesen sein dürften, hatten sie begriffen, dass es sich bei dieser Veranstaltung um weit mehr als nur ein Konzert handelte. Nicht zuletzt die Worte des stellv. Vorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt, Jochen Sauermann, riefen ins Gedächtnis, welch ernsten Hintergrund der Anlass hatte. „Es geht nicht darum, dass man sagt: Es ist eine ewige Schuldfrage. Es geht darum, dass ihr helft, dass sowas nie wieder passiert“, appellierte er an die Schüler.
Es war keine gezielte Tragik, die von Sängerin Roswitha Dasch und Pianist Ulrich Raue bezweckt wurde. Es war eine realistische Darstellung der Grausamkeit und Menschenverachtung, die die Juden zu jener Zeit erfuhren. Dabei mischten sich sogar flotte, scheinbar fröhliche Passagen unter das Programm, die ironisch untermalten, welchen psychischen und emotionalen Folterungen die Gefangenen nebst den körperlichen Züchtigungen ausgesetzt waren. Bei der Inszenierung dieser musikalischen Dokumentation machten sich die Musiker jedoch keine Bücher zunutze, sondern ließen sich die schrecklichen Ereignisse von Menschen schildern, die dieses Martyrium selbst über sich ergehen lassen mussten. Die Sängerin hatte rund 100 noch lebende ehemalige Gefangene aus Wilma kontaktiert, die ihre Geschichte erzählt hatten und trotz der schlimmen Erinnerungen nach Deutschland gekommen waren. Bei jedem Lied habe sie deshalb die Bilder der Menschen vor Augen, beschrieb Roswitha Dasch ihre Gefühle gegenüber den Schülern. Jeder Einzelne wurde bei dieser Bemerkung sichtlich berührt. Obwohl die Liedtexte in jiddisch vorgetragen wurden und somit nicht immer leicht verständlich waren, kamen sie doch bei den Schülern an.
Kaum eine andere Veranstaltung hätte den Schülern wohl besser verdeutlichen können, wie das Leben in einem Konzentrationslager aussah. Bald soll dem Konzert ein weiterer Schritt folgen. Abermals soll die Gedenkstätte Buchenwald besucht werden, die bereits im vergangenen Jahr im Rahmen einer Aktionswoche „gegen Rechts“ nachhaltig Wirkung gezeigt hatte. Die Resonanz dieser Aktionswoche war es letztlich, die die AWo dazu animierte, der Veranstaltung durch die Versteigerung eines Michael-Ballack-Trikots finanziell unter die Arme zu greifen und den Schülerinnen und Schülern damit den Eintritt zu vergünstigen (die SZ berichtete). Rudi