Vater und Mutter erstochen: 6 Jahre

Gerlingen/Siegen. Für sechs Jahre schickte gestern die Große Jugendstrafkammer des Landgerichts Siegen unter Vorsitz von Richter Wolfgang Münker einen 16-jährigen Gerlinger ins Gefängnis, der am Samstag, 23. März, seine Eltern erstochen hatte.
An insgesamt sechs Verhandlungstagen hatte das Gericht die schreckliche Tat des besagten Samstagabends noch einmal aufgerollt, hatte das Persönlichkeitsbild des jungen Angeklagten nachgezeichnet und gleichzeitig die familiäre Situation des Schülers aus der 10/2 der Konrad-Adenauer-Hauptschule beleuchtet. Wie Wolfgang Münker in seiner dezidierten Urteilsbegründung deutlich machte, war gerade die familiäre Situation, besonders die eigenwilligen Erziehungsmethoden der 48-jährigen Mutter und des 50-jährigen Vaters gewöhnungsbedürftig. Dau komme das Verlagern des Jungen aus dem ihm bekannten Umfeld einer kleiner Ex-DDR-Gemeinde in das fremde Gerlingen.


Dem 16-Jährigen wurde mit 121 Punkten eine außerordentliche Intelligenz bescheinigt. Gleichzeitig stellte ein psychiatrisches Gutachten wenig Neigung zu Aggression gepaart mit deutlich großer Aggressionshemmung fest. Das jedoch ist nach Meinung von Richter Münker ein brisantes Gemisch für einen Aggressionsstau mit explosivartiger Entladung. Auch Enttäuschungen in Freundschaft und immer wieder Sanktionen mit unbefristetem Hausarrest hätten zu der schrecklichen Tat geführt.
Als kurz zuvor der Angeklagte von zwei jungen Mädchen einen Korb bekam, seine Eltern sein verspätetes Heimkommen (statt um 18 Uhr um 21 Uhr) wieder mal mit unbefristetem Hausarrest ahndeten, habe er keinen Ausweg mehr gesehen: Vater und Mutter sollten sterben.
Er nahm ein 34 cm großes Schlachtermesser mit in sein Zimmer. Dann wartete er ab bis der Vater wie üblich auf den Balkon ging, um eine Zigarette zu rauchen. Jetzt lockte er die Mutter in sein Zimmer und stach sofort auf die ahnungslose Frau ein. 17 tiefe Schnitte und Stiche. Immer und immer wieder trieb er wie von Sinnen die Klinge in den Körper der Frau, durchbohrte Magen und Lunge, zerschnitt ihr zum Schluss noch den Kehlkopf, damit das Schreien aufhörte.
Als der Vater dazu kam, setzte er auch diesem zu. Sieben tiefe Schnitte und Stiche, einer davon mitten ins Herz, waren tödlich.