Schüler zu Streitschlichtern ausgebildet

Wenden. Voll des Lobes war Schulleiter Michael Olberts bei der Verleihung der Zertifikate über die Ausbildung als Streitschlichter. Immerhin hatten sich im ablaufenden Schuljahr 18 Schülerinnen und Schüler des neunten Schuljahres der Konrad-AdenauerHauptschule Wenden einmal wöchentlich in ihrer Freizeit getroffen, um an einer Ausbildung zu Streitschlichterinnen und Streitschlichter teilzunehmen. Olberts betonte, dass es nicht nur ein Gewinn für die Schule sei, sondern insbesondere für jeden der Beteiligten, denn die in diesem Lehrgang erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten seien wichtige Schlüsselqualifikationen für die bevorstehende Berufsausbildung und das spätere Leben.

Möglichkeiten einer gewaltfreien Konfliktlösung, nonverbale und verbale Gesprächskompetenzen, die Bedeutung von Einfühlungsvermögen, Mitverantwortung, Vertraulichkeit, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit waren zentrale Elemente der Ausbildung. Diese seien aber auch zugleich bedeutende Qualifikationen, die von den Auszubildenden in ihren Ausbildungsbetrieben erwartet würden, betonte Olberts.


Im kommenden Schuljahr wird es nun die Aufgabe der ausgebildeten Streitschlichterinnen und Streitschlichtern sein, vor allem bei „kleineren“ Konflikten und Streitigkeiten zwischen den Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 und 6 als Schlichter zur Verfügung zu stehen. Sie sollen dabei helfen, dass Schüler ihre Streitigkeiten selbstständig und ohne Beteiligung eines Lehrers gewaltfrei und friedlich nach festgelegten Regeln lösen können. Hierzu bieten den Streitenden in der Pause ein Schlichtungsgespräch an. Die Teilnahme an diesem Gespräch ist natürlich freiwillig.

„Es wäre schön, wenn der Schlichtungsgedanke auch zu einer veränderten Grundhaltung im schulischen Alltag führen könnte. Nicht das sofortige Rufen nach einem ‚Richter‘ – in der Schule ist das meistens der Lehrer, sondern die kooperative Konfliktlösung mit Unterstützung eines neutralen Streitschlichters sollte – wenn möglich – einer Rechtsprechung vorgeschaltet werden“, so die Ausbilder Gisela von Oertzen und Walter Sidenstein. „Hier könnte die Schule einen Teil dazu beitragen, die Anerkennung der Schlichtung in unserer Gesellschaft, wie sie auch durch die Gesetzgebung vorgesehen wurde, stärker zu fördern. In den meisten Konfliktsituationen, gerade im schulischen Alltag, haben beide Streithähne ihren Anteil, der eine mehr der andere vielleicht weniger, und wer ist dann schon in der Lage zwischen Tür und Angel eine gerechte und für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung zu finden. Zumeist bleibt dann am Ende ein Sieger und ein Verlierer übrig.“

„Doch Verlierer geben keine Ruhe, sie suchen nach Rache und Sieger müssen ihre Position verteidigen“, so Sidenstein. Haben die Konfliktparteien jedoch miteinander nach festgelegten Regel gesprochen und die Position des anderen kennen und verstehen gelernt, dann finden die „Streithähne“ zumeist eine Lösung, die von beiden akzeptiert wird und keinen als Verlierer aus dem Schlichtungsgespräch gehen lässt.

„Die Streitschlichtung ist ein Schwerpunkt im Bereich einer Vielzahl unterschiedlicher präventiver Projekte in unser Schule“, so Sidenstein. Er betonte, dass Streitschlichtung nur ein Baustein im Bereich der Gewaltprävention sei und allein nicht zum Erfolg führen könne, wenn nicht weitere unterstützende unterrichtliche Maßnahmen folgen würden. So sei beispielsweise besonders wichtig, dass, wie auch in Wenden für die Klassen 5 und 6 vorgesehen, ein soziales Kompetenztraining durchgeführt würde, bei dem Schülerinnen und Schüler in unterschiedlicher Form u. a. lernen, aufeinander Rücksicht zu nehme einander zuzuhören oder den anderen verstehen.