Für Kraftwerk in Wenden lacht die Sonne

Wenden. Ein Kraftwerk ist seit Montag in Wenden in Betrieb. Allerdings sind weder Kühlturm noch Dampf oder Rauch noch sonstige Dinge sichtbar, die sonst ein Kraftwerk ausmachen. Einzige Außenwirkung der neuen Energiegewinnungsanlage ist eine digitale Anzeigetafel im Foyer des Konrad-Adenauerschulzentrums. Dort können Schüler, Lehrer und die zahlreichen Besucher der Schule auf einen Blick erfassen, welche Leistung das Kraftwerk gerade erbringt und wie viele Kilowattstunden bisher erzeugt wurden. Eine dritte Anzeige gibt an, wie viele Kilogramm an Kohlendioxid durch das Kraftwerk eingespart wurden. Denn die Montag offiziell gestartete Anlage gewinnt den Strom, den sie ins öffentliche Netz speist, aus Sonnenlicht.

144 der blauschillernden SolarPanels wurden in den vergangenen Wochen auf dem Dach der Schule installiert (die SZ berichtete). Sie erzeugen bis zu 10 Kilowatt Leistung, dies allerdings nur bei voller Sonneneinstrahlung. Bereits Montag hatten die Gäste, die der offiziellen Inbetriebnahme und Einsegnung der Anlage beiwohnten, Gelegenheit, zu beobachten, wie stark die Menge der erzeugten Energie von der Wolkenlage abhängt. So lag auch bei bedecktem Himmel die Leistung noch bei über 2 Kilowatt.


Norbert Schulte-Südhoff, gemeinsam mit Michael Grebe und Johannes Kaufmann Hauptinitiator der Initiative „SolarSchulDach“, wagte einen Blick in die Zukunft. Die Anlage solle als Beispiel und Anregung für weitere Investoren gelten, die diesem ersten Bürgerkraftwerk in der Region folgen sollten. Beispielsweise könnten fünf Windkraftwerke und 200 Solarstromanlagen ähnlich der Montag eingeweihten künftig die Hälfte des Stroms erzeugen, den die Haushalte in der Gemeinde Wenden verbrauchen. Es sei nötig, auf die umweltfreundliche Erzeugung von Elektrizität. hinzuweisen, da die Politik entsprechendes Engagement vermissen lasse.

Schulte-Südhoff bedankte sich bei allen Mitstreitern, namentlich den Lister- und Lennekraftwerken in Olpe und der Gemeindeverwaltung in Wenden, die stets mit Rat und Tat Hilfe geleistet hätten. Auch den Schulhausmeistern Heini Kamp und Friedhelm Jung galt der Dank Schulte-Südhoffs, ebenso den 44 Baustein-Besitzern, die mit Geldsummen zwischen 100 und 2000 DM Anteil am Gelingen des rund 150 000 DM teuren Projekts haben. Auch zahlreiche Spender investierten Geld, um die Idee Schulte-Südhoffs von einem umweltfreundlichen Bürgerkraftwerk Realität werden zu lassen.

Die Anlage und vor allem das gut sichtbar angebrachte Anzeigefeld mit den eingespeisten Strommengen solle auch weiterhin Bürger animieren, sich am Bürgerkraftwerk zu beteiligen: Die Anlage könne noch mehr als verdoppelt werden. Zweiflern, die behaupten, eine Solaranlage benötige bei der Produktion mehr Energie als sie später erzeuge, konnte Schulte-Südhoff entgegenhalten, daß Anlagen wie die in Wenden ihre Produktionsenergie in spätestens drei Jahren wieder eingespeist hätten und ab diesem Zeitpunkt zugunsten der Umwelt arbeiteten.

Der Wendener Pfarrer Heiner Diehl segnete die Anlage und wünschte, daß vielen Menschen bewußt werde, daß die Schöpfung nicht hemmungslos für den persönlichen Profit ausgebeutet werden dürfe. Mit Zitaten aus der Schöpfungsgeschichte und dem „Sonnengesang“ des heiligen Franziskus von Assisi erinnerte Diehl daran, daß es in der Kirche immer Menschen gegeben habe, die sich für einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen eingesetzt hätten.

Die Leistung der Initiatoren und aller Beteiligten standen im Mittelpunkt des Lobs, das Bürgermeister Peter Brüser über die Anlage ausschüttete. Die Gemeinde habe das Projekt im Rahmen des Möglichen betreut und werde auch künftig daran mitwirken. „Gerade die Schule ist ein geeigneter Ort, um so etwas zu präsentieren“, so der Ratsvorsitzende, denn „ohne die Anzeigetafel würde das Ganze vielleicht schon bald in Vergessenheit geraten.“ Brüser erinnerte auch daran, daß andere Projekte in Sachen regenerative Energie aus der Bürgerschaft am Widerstand von Bürgern gescheitert seien. Daher habe das „SolarschulDach“ Nachahmer verdient. Nach einem kleinen Umtrunk hatten die Gäste, darunter viele Inhaber der „Solarbausteine“, Gelegenheit, sich die Anlage anzusehen. Wer den halsbrecherischen Weg über eine Leiter auf das Dach der Schule in Kauf nahm, konnte sich davon überzeugen, daß auf den Dächern über Wenden noch genügend Möglichkeit besteht, um Solarzellen oder Sonnenkollektoren aufzustellen. win