20 Jahre Konrad-Adenauer-Schule

„Verdammt lang her, verdammt lang“ singt die Gruppe BAP und ähnlich denkt auch mancher im Wendschen. Am 2. September 1976 erreichte der erste Schulbus den neuen Omnibusbahnhof der Konrad-Adenauer-Schule (KAS) in Wenden, Bürgermeister Roderich Schrage durchschneidet das rote Band, Rektor Willi Kirsch begrüßt die fast 60 (!) Lehrerinnen und Lehrer und 1176 (!) Schüler strömen in ihre neue Schule. Die Hauptschulen in Gerlingen, Hünsborn und Wenden gibt es nicht mehr. Eine der größten Hauptschulen Nordrhein-Westfalens nimmt ihren Dienst auf.


Heute, im September 1996, heißt es Bilanz zu ziehen. 20 Jahre Hauptschule bedeutet über 3000 Entlaßschüler, bedeutet Wettbewerb mit anderen weiterführenden Schulen, bedeutet Auseinandersetzung mit veränderten gesellschaftlichen Bedingungen und bedeutet vor allem, die gemeinsame Arbeit von Lehrern und Schülern. Vom Erfolg dieser gemeinsamen Arbeit zeugen zahlreiche Anerkennungen, welche der KAS zugedacht wurden. Die Theatergruppen erhielten jahrelang Preise auf regionaler und überregionaler Ebene (Kreiswettbewerb in Meggen, Landestheaterwettbewerb in Münster), der Umweltpreis der Gemeinde Wenden ging an einen Biologiekurs, die Jungen- und Mädchenfussballmannschaften wurden mehrfach Kreismeister, Regierungsbezirksmeister und belegten bei den Landesteilmeisterschaften Westfalen hervorragende Plätze, die Wahlpflichtgruppe Kunst hatte eine eigene Ausstellung in einem heimischen Bankgebäude, Tanzgruppen der KAS traten kreisweit auf und der KAS-Lauf findet seit 20 Jahren traditionell am letzten Schultag vor den Sommerferien statt. Im Erweiterten Bildungsangebot (EBA) werden nachmittags sportliche und künstlerische Fähigkeiten der Schüler angesprochen.

Solche Aktivitäten sind keine pädagogischen Spielereien, sie zeugen vielmehr vom Engagement der Lehrer und vom Einsatzwillen und der Leistungsbereitschaft der Schüler. Die Hauptschule im Wendener Land erwirbt Profil, Schüler und Lehrer können sich mit ihrer Schule identifizieren.

Willi Becker, der zweite Rektor der KAS, entwickelt zusammen mit seinem Kollegium ein neues pädagogisches Konzept. Schwerpunkt sind der Ausbau des Berufswahlvorbereitungsunterrichts und die engen Kontakte zur heimischen Wirtschaft. Betriebskundliche Tage und zwei mehrwöchige Schülerbetriebspraktika dienen der Berufsvorbereitung. Viele Ehemalige führen heute ihren eigenen Handwerksbetrieb und bilden ihre „Nachfolger“ aus der KAS aus, andere studieren (z.B. in Miami, USA). Die meisten ehemaligen Schüler bleiben der Gemeinde Wenden, ihrer Gemeinde, treu, erlernen hier einen qualifizierten Beruf, prägen und bereichern somit ihr und unser soziales Umfeld.

20 Jahre KAS wurde mit einer Festwoche gefeiert.

Während eines Festaktes in der Aula der KAS geht Klaus Gräbener, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Siegen, besonders auf das Selbstverständnis der Hauptschüler aus der Sicht der Wirtschaft ein. Kulturtechniken und Schlüsselqualifikationen sind gefragt. Konzentrationsfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, Zuverlässigkeit und die Fähigkeit, selbständig Probleme anzugehen und zu lösen, werden als unabdingbare Voraussetzungen für eine erfolgversprechende Berufsausbildung angesehen.

Werner Fornasier, Abteilungsdirektor der Bezirksregierung in Arnsberg und somit zuständig für alle Schulen im Regierungsbezirk Arnsberg, hebt in seiner Ansprache den Erziehungsaspekt hervor. Schule muß heute (leider) Defizite aus dem sozialen Umfeld der Schüler abbauen, Schule lehrt Schüler sich in der Gesellschaft zurechtzufinden und wenn sich die Schüler dann noch in ihrer Schule wohlfühlen, hat die Hauptschule ihren Erziehungsauftrag gemeistert. Beide Referenten betonen, daß die KAS dazu auf dem besten Wege sei.

Während einer Autorenlesung befaßt sich die Autorin Heidi Hasenmüller autobiographisch mit dem Thema „Sexuelle Mißhandlungen“. Grundtenor ihrer Ausführungen: Kinder stark machen, damit sie auch solchen Angriffen standhalten.

Nahezu 500 Hauptschüler feiern den 20. Geburtstag der KAS mit einer Sternwanderung zur Dörnschlade, einem ökumenischen Gottesdienst und, Tage später, mit einem Spiel-ohne-Grenzen-Tag. Sport und Spiel einmal anders, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Mit Begeisterung wird über Schmierseife gerutscht, das große A bewegt, unter einem Fallschirm hergelaufen und ein Kistenturm gestapelt. Für alle Schüler ein erfreulicher Abschluß der Feierlichkeiten.

Über 400 Ehemalige fanden den Weg zurück in „ihre alte“ Schule, heutzutage gewiß keine Selbstverständlichkeit. Ein schöner und gelungener Abend, wie Michael Olberts, Rektor der KAS „seinen lieben“ Ehemaligen versichert. Sie, unsere Ehemaligen, zeigen uns, den Lehrern, daß sich unser pädagogischer Einsatz gelohnt hat und sich auch in Zukunft immer wieder lohnen wird.

In diesem Sinne sind wir, Lehrer und Schüler, sogar ein wenig stolz auf unsere Schule, auf die KAS, der Hauptschule im Wendener Land !

Werner Busse