„Die Hauptschule braucht gute Verbündete“

Wenden. „Das ist zwar kein richtiges Jubiläum, aber Grund genug zum Freuen und zum Nachdenken“, leitete gestern abend Schulleiter Michael Olberts die offizielle Feierstunde zum 20jährigen Bestehen der Hauptschule der Gemeinde Wenden ein. Zugleich war dies der Startschuß für die Festwoche, die bis einschließlich Freitag des Leben im Konrad-Adenauerschulzentrum mitbestimmen wird. Apropos Startschuß: Einige Lehrer bekommen dieser Tage einen Schnappschuß ins Haus geliefert, denn pünktlich zum Auftakt der Festwoche hatte der Kreis Olpe seinen Radarwagen an dem Weg zur Schule postiert. Und wie gestern abend zu erfahren war, werden nicht wenige ein neues Foto von sich und ihrem Wagen erhalten.


Morgen Treffen der ehemaligen Schüler

Während für morgen abend alle ehemaligen Schüler zu einem Treffen mit Musik und Bildern aus 20 Jahren Konrad-Adenauer-Hauptschule eingeladen worden sind, war der gestrige abend den Vertretern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Geistlichkeit und öffentlichem Leben sowie der Elternpflegschaft vorbehalten. Dabei hatten die Organisatoren vor allem jene nicht vergessen, die seinerzeit die Schaffung des Schulzentrums erst ermöglicht und die Geschichte mitgeprägt hatten sowie beim Startschuß am 2. September 1976 beteiligt waren. So war beispielsweise auch Karl-Josef Schrage aus Wenden eingeladen worden, der damals den ersten Schulbus auf das Gelände gesteuert hatte.

Applaus und viel Lob

Ohnehin spielten die „ehemaligen“ eine große Rolle, denn 90 Schülerinnen und Schüler von einst sorgten nach wochenlangen Proben für ein gelungenes und unterhaltsames Rahmenprogramm. Allein für den gestrigen Abend war das „Yesterday-Harmonie-Orchestra Wenden“ gegründet worden. Walter Sidenstein hatte unter den „Ehemaligen“ zahlreiche Instrumentalisten gesucht und gefunden. Langanhaltender Applaus und viel Lob zeugten von der besonderen Leistung des Orchesters. Gabriele Bracht aus Gerungen hatte unterdessen erfolgreich im Sommer Ausschau nach ehemaligen Schülerinnen gesucht, die gestern unter dem Namen „Daughters of School“ einen optisch reizvollen Tanz darboten. Sie werden auch morgen abend das Programm bereichern.

Schulleiter Michael Olberts erinnerte an die Geschichte des Schulzentrums. Dabei lobte er die Politiker in der Gemeinde, die „bis heute in puncto Schulhausneubau ihrer Zeit immer voraus waren“. Mut habe man beispielsweise bei der jüngsten Entscheidung gehabt, trotz der knappen Gelder die Bildungseinrichtung zu erweitern. Das Schulzentrum sei zwar nicht von Anfang an von allen begrüßt worden, werde aber heute von allen akzeptiert und anerkannt.

Olberts dankte Vorgängern
Olberts dankte vor allem seinen Vorgängern, Willi Kirsch und Willi Becker. Kirsch hätte bis 1979 den schwierigen Zusammenschluß von drei Hauptschulen und damit von drei Schulleitungen, drei Kollegien und insgesamt 1176 Schülern gemeistert. Willi Becker sei unter anderem der enge Kontakt zur heimischen Wirtschaft zu verdanken. Als „weitere wichtige Etappe zum richtigen Schulzentrum“ bezeichnete Olberts abschließend die Einrichtung der Realschule im Jahr 1983.

Bürgermeister Peter Brüser bezeichnete die Eröffnung des Schulzentrums vor 20 Jahren als „neuen Abschnitt der Schul- und Bildungspolitik in der Gemeinde“. Viele Absolventen würden heute führende Rollen in Verwaltung und Wirtschaft einnehmen. Die intensive Kontaktpflege zur Arbeitswelt könne man gar nicht hoch genug bewerten, „schließlich vertrauen wir den Lehrern unser höchstes Gut an, nämlich unsere Kinder“. Die Hauptschule in Wenden, so Brüser, werde ihren erfolgreichen Weg trotz der veränderten Schulrahmenbedingungen fortsetzen. In diesem Zusammenhang betonte der stellv. Schulleiter, Elmar Düweke: „Die Hauptschule ist heute ein schwieriges Thema, die Hauptschule braucht gute Verbündete.“

Elternwille darf nicht allein entscheiden

Diese sucht die Wendener Hauptschule seit vielen Jahren in der Wirtschaft. Das war auch ein Grund dafür, Klaus Gräbener, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Siegen, für gestern einzuladen. Der hielt nicht mit Kritik zurück. Auch wenn das auf Wenden nicht zutreffe, so sei aber „nur ein verschwindend geringer Teil der Lehrerschaft bereit, die Lernfreizeit für Betriebspraktika zu nutzen“. Der Kontakt zur Wirtschaft sei aber gerade für die Hauptschulen sehr wichtig. Er prangerte auch eine Fehlentwicklung im Schulsystemen an. Die Hauptschule drohe eine Entwicklung zur Restschule. Das sei falsch. „Aber so lange der Elternwille allein entscheidet, welche Schulform das Kind nach der Grundschule besuchen soll, werden wir das Problem nicht lösen. Die Grundschullehrer müssen Voten abgeben, müssen Mut zur Selektion beweisen.“ Gräbener abschließend: „Das Abitur ist kein Königsweg für höhere Berufe.“ –

Die Hauptschule habe sich bewährt, meinte Werner Fornasier, Abteilungsdirektor der Bezirksregierung in Arnsberg. Wenden sei dafür ein Beispiel. Im Gegensatz zu anderen Schulformen müsse die Hauptschule jeden Schüler fördern und könne nicht auf andere verweisen. Dabei sei heute der Lehrer als Pädagoge stärker gefordert als je zuvor. Die Schüler, so Fornasier, seien nicht schlechter oder besser als früher. „Und so lange wir Erwachsenen uns nicht ändern, sollten wir uns hüten, vorwurfsvoll auf die Kinder zu zeigen.“

„Guter Geist der Schule“

Der von Michael Olberts anfangs gelobte „gute Geist der Wendener Hauptschule“ zeigte sich bei dem gemütlichen Beisammensein nach der Feierstunde und dem Geschenk der ehemaligen Schülersprecher aus ihrer Privatschatulle an die jetzige Schülervertreterin. Hobö

(exaktes Datum unbekannt!)