Biotop weg: Öko-Projekt endet unter Baggerketten

VON CHRISTIAN RENZ

Nach den Weihnachtsferien fielen die Wendener Hauptschüler aus allen Wolken. Ihr vielprämiertes Biotop war einem Bagger zum Opfer gefallen. Und das, obwohl die Gemeinde vollmundig zugesichert hatte, die Eleven dürften die Räumung in Eigenregie übernehmen. Es war wie ein Schlag vor den Kopf. 1 Vor den Ferien war die (Öko-)Welt noch in Ordnung. Der Umzug von Pflanzen und Lebewesen stand wegen eines Erweiterungsbaus am Konrad-Adenauer-Schulzentrum erst für die Zeit nach der Jahreswende an. Nach den Ferien kam der Schock: Das Biotop war weg. Nichts. Keine Pflanze, keine Blume und kein Lebewesen. Nur der Holzzaun lag fein säuberlich gestapelt am Rande der neuen Mondlandschaft. Unverständnis machte sich in der Schülerschaft breit.

Hatte nicht die Gemeinde Wenden das Projekt schon prämiert. Schüler Beim Umwelt-Wettbewerb der Kreis-CDU vor zwei Jahren teilten sich die Nachwuchs-Ökologen gar den ersten Preis mit einer Hünsborner Firma. Der Betrieb verzichtete und verdoppelte die Summe. Plötzlich ständen 7500 Mark für Umweltbelange zur Verfügung.


Ein riesiger Erfolg, wenn man die Vorgeschichte kennt: Vor gut einem Jahrzehnt legten Hauptschüler im Rahmen einer Projekt-Woche ihr erstes Biotop auf dem Gelände der Lehranstalt an. Sechs Jahre dümpelte die Ökolandschaft mehr oder minder sich selbst überlassen vor sich hin. 1993 kam neuer Wind in das Umwelt-Projekt. Ein Lehrer regte im Wahlpflichtbereich Biologie bei seinen Schülern eine Erneuerung des Biotops an und stieß auf breite Zustimmung. Sie seien mit Eimern und sogar Badewannen angerückt, erinnert sich der Pädagoge. Innerhalb weniger Wochen war der Teich ausgehoben, mit Folie ausgelegt, die ersten Pflanzen im Boden.

Drei Jahre später ist der Traum vom perfekten NaturReservat ausgeträumt. Das Kind war schon 1993 in den Brunnen gefallen. Nach KurierInformationen war der Erweiterungsbau bereits damals „in trockenen Tüchern“. Ein Fakt, der anscheinend weder den ausführenden Schülern noch der Jury des Umweltwettbewerbes bekannt war, die bei einer letzten Ortsbegehung anregte, daß das Regenwasser der Schule in den Teich geleitet werden sollte. CDU-Kreisgeschäftsführer Hubert Brill verärgert: „Da hat es schwere Abstimmungsschwierigkeiten zwischen der Schule und dem Bauamt gegeben.“ Auch wirft er der Gemeinde wenig Sensibilität vor: „Es erstaunt mich, daß ein Biotop so einfach weggebaggert wird.“ Rüdiger Daus, stellvertretender Bürgermeister, beschwichtigt: „Die Bauarbeiten mußten wegen einer Frostperiode zu diesem Zeitpunkt fortgeführt werden.“ Und da dieser Zeitpunkt in den Weihnachtsferien lag, hätte auch niemand die Schüler benachrichtigen können. Trotzdem hat die Gemeinde schon Schadensbegrenzung betrieben: Eine Teichfolie wurde gekauft und das Loch für ein neues Biotop ausgehoben.

(exaktes Datum nicht bekannt!)