Mit Kopftuch kein Praktikum für Türkin

Von Paul Rötz

Olpe. (WP) Eigentlich hatten sich die beiden 15jährigen türkischen Mädchen Ayten und Ayse, Hauptschülerinnen der Konrad-Adenauer-Schule in Wenden, auf ihr Betriebspraktikum gefreut. Umso größer war am Dienstag die Enttäuschung, als ihnen der Filialleiter des großen Warenhauses an der Olper Martin-/Berg-/Friedrichstra-ße mitteilte, daß es mit dem Schnupperangebot nichts wird. Grund für die Absage: Ayse, die aus einem recht konservativen islamischen Elternhaus stammt, will während der Zeit des Praktikums ihr Kopftuch nicht ablegen. Für sie als gläubige Muslimin wäre das ein Sakrileg. Die beiden machten also ziemlich deprimiert kehrt und fuhren zurück nach Wenden. Dort setzten sie ihre Lehrer Pepi Nusterer und Dieter Helmes ins Bild.


Besonders für Pepi Nusterer, der zu den anerkanntesten Bergsteigern- und Marathonisten in Europa zählt, war diese Entscheidung des Warenhauses völlig unverständlich. Er fuhr in die Kreisstadt und sprach an der Rezeption vor. Filialleiter Müller empfing den Lehrer jedoch nicht, sondern meinte am Telefon, daß in seinem Hause „Kopftücher“ nicht usus seien. Völlig konsterniert ob solcher Entscheidung habe er fast die Fassung verloren und dem Filialleiter seine Meinung dazu gesagt, erregte sich der Hauptschullehrer noch in einem Gespräch in der WP- Redaktion.

Für die Mädchen sei das Kopftuch etwas völlig Normales, und sie „legen dieses während des Unterrichts nicht ab, auch nicht beim Sport“. Nusterer: „Niemand von den Mitschülern, und da sind ein paar ganz stramme

Jungs drunter, haben jemals versucht, den Mädchen das Kopftuch wegzunehmen oder sie deswegen zu necken. Und dann sagt ein Unternehmen – KopftuchSchüler Nein danke. Nicht bei uns.“

Nach Rücksprache mit dem Vorstand der Warenhauskette in Dortmund, Tantzen, bedauerte dieser den Vorfall. Wenn es in Olpe Irritationen gegeben habe, so tue es allen leid. Tantzen vermutet, daß es zu einem Mißverständnis zwischen Nusterer und dem Olper Filialleiter Müller gekommen sei. Dafür habe man sich seitens seines Hauses entschuldigt. Richtig sei aber, daß in Abteilungen mit Publikumsverkehr ein Kopftuch nicht gestattet sei.

Tantzen wies auf die 400 ausländischen Mitarbeiter in seinem Unternehmen hin. Darunter seien 160 türkische Kollegen und von diesen 80 in der Ausbildung: „Wir haben mit allen bislang beste Erfahrungen gemacht und keinerlei Probleme.“

(exaktes Datum nicht bekannt)