Bei blöden Sprüchen kommt der トrger jetzt viel schneller

Von Britta Leyendecker

Wenden. (WP) „Wir müssen uns bewußt sein, daß solche Exzesse wie in der Kristallnacht immer wieder passieren können“, erklärt Hans-Georg Kraus. Leiter der Theatergruppe der Hauptschule Wenden. In den Jahren 1989/90 sei in der Gemeinde Wenden eine besorgniserregende Zunahme rechtsradikaler Aktivitäten zu beobachten gewesen. „Auch einige unserer Schüler waren in die Szene abgerutscht“, so Kraus. Auf einem Seminar 1991 erörterten Lehrer der Schule gemeinsam mit Referenten des Kreisjugendamtes und der Kripo die Möglichkeiten der Schule, solchen Tendenzen entgegenzuwirken.


Die Leiter der Tanz- und Theatergruppen entschlossen sich zum gemeinsamen Bühnenprojekt.
Das Ergebnis, der zweijährigen Arbeit mit dem Titel „Bundeskristallnacht“ präsentierten die Schüler jetzt in der gut besetzten Aula der Konrad-Adenauer-Schule. Alltägliche Szenen zeigen, wie ganz „normale“ Leute rechtsradikale Ansichten vertreten. Die Angst, etwas weggenommen zu bekommen, die Meinung „So schlecht war es unter Hitler ja gar nicht“, wurden von den Schülern sehr gut nachvollzogen.

Ein Blick hinter die Kulissen: Hier sitzen Tanja, Janina, Linda und die anderen „Schauspieler“. Sind sie für das Thema „Ausländerfeindlichkeit“ sensibler gewordenSchüler „Man weiß jetzt mehr über das Thema, wir haben viele alte Filme gesehen. Ich rege mich jetzt viel schneller auf, wenn jemand blöde Sprüche macht“ sagt Tanja (16).

Die gleichaltrige Linda ist Ausländerin. Fühlt sie sich in Deutschland manchmal bedrohtSchüler ‚“Man fühlt sich unwohl“, gibt sie zu. Einmal habe sie fast geweint. „Auf einer Fete hat jemand meine Freundin gefragt, wie teuer ich sei“, meint die hübsche Asiatin traurig. „Nur, weil es Sextourismus gibt, denkt man gleich, wir sind alle so.�

Doch bei aller Aufklärung hört man auch solche Aussagen: Michael (16): „Trotzdem haben wir einfach zu viele Ausländer. Wenn man dann sieht, daß die alle eine Wohnung haben und manche Deutsche nicht…“

Aber die Bundeskristallnacht in der Wendener Konrad-Adenauer-Schule regte zu Diskussionen an, erreichte also ihr Ziel.