Dingelstädter Schüler holen sich ihr Zeugnis in Wenden

Wenden/Dingelstädt. Die im Eichsfeld im Osten der Bundesrepublik gelegene Stadt Dingelstädt ist seit Anfang 1990 Partnerstadt der Gemeinde Wenden. In diesen Tagen trägt diese Partnerschaft nach einigen Besuchen von Vereinen und der Feuerwehr neue Früchte: Eine ganze Schulklasse besucht die Hauptschule im Konrad-Adenauerschulzentrum. Gestern wurden die Fünftkläßler im Sitzungssaal des Rathauses vom stellv. Gemeindedirektor Otto Kraus, dem persönlichen Referenten des Gemeindedirektors, Detlef Dömer, und Schulamtsleiter Thomas Damm willkommen geheißen.

Kämmerer Kraus kennt das Eichsfeld

Otto Kraus zeigte sich als Kenner der Heimat der Gäste: „Es ist hier ja ähnlich wie im Eichsfeld, nur nicht so windig.“ Er stellte heraus, daß die Verbindungen zwischen der heutigen Gemeinde und dem früheren Amt Wenden und Dingelstädt keineswegs erst im Zuge des Anschlusses der DDR entstanden seien. „Das Sauerland und das Eichsfeld waren eine Diözese. Hillmicker Fachleute der Strickerei wurden ins Eichsfeld versetzt. Namen wie Hübenthal und Fromm, die in der Gemeinde verbreitet sind, stammen aus dem Eichsfeld“, so der Gemeindekämmerer.

Die Schüler, die Gelegenheit haben, an der momentan laufenden „Komplett Anderen Schulwoche“ teilzunehmen, zeigten sich begeistert vom so völlig anderen Unterricht. Der Schulleiter der „Noch“-Polytechnischen Oberschule, Josef Vockrodt, stellte seine Situation und die seiner Kollegen dar: Noch wisse niemand, ob und wo er nach den Sommerferien arbeiten werde, die Schüler würden weder Lehrer noch Fächer kennen. „Wir sind der Einladung gern gefolgt. Auch, um Erfahrungen zu sammeln. Projektwochen waren bisher aufgrund unseres straffen Lehrplans nicht möglich“, so der Schulleiter. „Eine Partnerschaft ins Leben rufen ist eine Sache. Sie mit Leben zu erfüllen, eine andere.“


Schüler in Familien untergebracht

Ein Kollege Vockrodts zeigte sich begeistert von der Gastfreundschaft der Familien: Die Schüler aus der ehemaligen DDR sind in Familien in Wenden, Ottfingen, Römershagen, Hillmicke, Gerlingen, Dörnscheid, Brün und Möllmicke untergebracht. Hauptschulrektor Michael Olberts: „Einige Eltern waren sogar böse, als weniger Schüler kamen als angekündigt.“ Insgesamt sind noch bis zum Samstag 21 Eichsfelder Schülerinnen und Schüler in der Gemeinde zu Gast. Am Samstag werden sie – anschließend an den Projektwochen-Dokumentationstag der Konrad-AdenauerHauptschule – die fast fünfstündige Reise in ihre Heimat antreten. Vorher steht etwas ganz Besonderes auf dem Programm: Die Mädchen und Jungen werden in den Räumen der Gastschule ihre Heimatzeugnisse entgegennehmen.

Besuch im Bergwerk

Mit zahlreichen Programmpunkten haben sich die Gastgeber bemüht, ihren Gästen aus dem Osten der Bundesrepublik einen Eindruck von der Partnergemeinde und dem Kreis Olpe zu vermitteln. Anschließend an den Besuch im Rathaus ging es „unter Tage“ im kürzlich eröffneten Besucherbergwerk „Mühlenstollen“. Heute werden die Karl-May-Festspiele in Elspe besucht, morgen sollen Biggedamm, Attahöhle, die Hohe Bracht und das Industriedenkmal Wendener Hütte unter die Lupe genommen werden. Einen Leckerbissen für Sportfans haben die Dingelstädter am Dienstag genossen: Der SV Ottfingen trat gegen eine Auswahl der Sporthochschule Köln an – und verlor zum Bedauern der Eichsfelder knapp mit 3:4.