Unterricht statt Karnevalsfeiern – Rosenmontag im Zeichen des Friedens

Wenden. Einen im wahrsten Sinnes des Wortes „unnormalen“ Rosenmontag erlebten gestern zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Wendener Hauptschule im Konrad-Adenauerschulzentrum. Da laut Erlaß des Landeskultusministers im Gegensatz zu den früheren Jahren Unterricht stattfinden mußte, hatten sich die Lehrerinnen und Lehrer eine Alternative überlegt und den Fünft- bis Zehntkläßlern angeboten, die am Sonntag so erfolgreiche Volkswanderung : der „Qualmenden Socken“ für die Multiple-Sklerose-Kranken des Kreises nachzuwandern. Sechs der 18 Klassen traten gestern morgen beim Schulzentrum an und machten sich auf die zwölf Kilometer lange Tour. Freiwillig zahlten die Schülerinnen und Schüler ihren Startbeitrag zugunsten der guten Sache.


Texte regten zum Nachdenken an

Halb durchgefroren und eingeschneit trafen die Jungen und Mädchen gegen 11 Uhr wieder in Wenden ein, wo bis zum Schulschluß über den Golfkrieg und die Bewahrung des Friedens in der Welt gesprochen wurde. Schüler einer 7. Klasse verlasen in den Pausen Texte, die zum Nachdenken über den Frieden anregen sollten. „Der Krieg“‚ von Georg Heym, geschrieben nach dem l. Weltkrieg, brachte den Jungen und Mädchen nahe, wie ähnlich die kriegerischen Handlungen geblieben, wie schreckensvoll sie für alle Beteiligten sind. „Wo der Tag flieht, sind die Ströme schon voll Blut, zahllos sind die Leichen schon im Schilf gestreckt“ heißt es in dem Gedicht.

Zensurlücken fielen auf

Noch betroffener als von den fikitionalen Zeilen waren die Siebtkläßler von historischen Texten in Form von Briefen eines an der Front kämpfenden Soldaten nach Hause. Der letzte Brief wurde am Todestag des jungen Manns abgeschickt und erreichte die schon trauernden Angehörigen. Auffallend erinnerten Zensurlücken in den Briefen an die Informationspolitik der kriegsführenden Staaten am Golf.

Vaterunser am Ehrenmal

Den Abschluß des alternativen Unterrichtstags bildeten ein Besuch der Kriegsgräber auf dem Wendener Friedhof und eine Gedenkminute am Gefallenenehrenmal unterhalb der St.-Severinus-Kirche. Bevor die Jungen und Mädchen nach Hause gingen, sprach ein Schüler das Vaterunser. Überraschend das Verständnis der Siebtkläßler für den zusätzlichen Unterrichtstag. Eine Schülerin: „Wir können doch nicht feiern, wenn anderswo Leute durch Gewalt sterben und sogar deutsche Soldaten in den Krieg verwickelt werden könnten!“