Schüler sind nun weitaus sensibler

Wenden/Arnsberg. Drei Tage lang beschäftigten sich in Arnsberg 27 Schülerinnen und Schüler der Konrad-AdenauerHauptschule Wenden mit der Situation ausländischer Mitbürger. Unter der Leitung von Johannes Koch, Dipl.-Pädagoge und Fachkraft für Ausländerarbeit beim Jugendamt des Kreises Olpe, führten die Mitglieder einer Tanzgruppe und einer Theatergruppe der Schule Gespräche, analysierten Vorurteile und sondierten Integrationshilfen.

Interessant und ergiebig waren insbesondere die Berichte und Meinungen der ausländischen Mitglieder dieser beiden Gruppen. Die Erfahrungen, daß Vorurteile wie Seifenblasen zerplatzen, wenn man bereit ist, sich über kulturelle, religiöse und weltanschauliche Besonderheiten anderer Bevölkerungsgrüppen sachlich zu informieren, ist eines der positiven Ergebnisse des Seminars, das im SGV-Jugendhof „Wilhelm Münker“ stattfand. Die Teilnehmer lernten, offen und emotionslos über Probleme zu reden, Vorurteile zu benennen und die Andersartigkeit der ausländischen Mitbürger zu akzeptieren und zu respektieren.


Tufan Bozdogan, türkischer Sozialarbeiter bei der Arbeiterwohlfahrt, berichtete am zweiten Tag des Seminars über die tägliche Leben seiner Landsleute im Ausland, über ihre Sorgen, Schwierigkeiten, トngste und Erwartungen. Er stand Rede und Antwort auf interessierte Fragen zu Religion, Brauchtum, Lebensweise in islamischen Familien. Die Scheu der Teilnehmer, sich zu diesem sensiblen Thema auch kritisch zu äußern, wich zunehmend, da die Diskussion immer freier Und offener verlief und vom gegenseitigen Respekt geprägt war.

In Arbeitsgruppen suchten die Teilnehmer in ihrer Tanz bzw. Theatergruppe, Erkenntnisse und Intentionen des Seminars unter Beratung der begleitenden Lehrkräfte G. Becker (Tanzgruppe) und H. G. Kraus (Theatergruppe) spezifisch umzusetzen. Unter Zuhilfenahme geeigneter Medien (Video-Kamera, Folklore-Musik, Spiel- und Dokumentarfilme) wurde die Gruppenarbeit zunehmend arbeitsintensiver. Die Schüler entwickelten ein hohes Interesse an der vermeintlich „ausgelutschten“ Thematik. Kreativität war getagt und trat zutage.

Aus den beiden unabhängig voneinander erarbeiteten Vorschlägen zur szenischen Aufarbeitung des Themas wuchs das Konzept zu einem gemeinsamen Projekt der Tanzgruppe und der Theatergruppe. Gemeinsam steckte die Schüler den Rahmen ab und suchten nach geeigneten Darstellungsformen. Mit der konkreten Planung eines Bühnenstückes, in dem Tanz und Theater sich ergänzen, endete das Seminar, aus dem alle Beteiligten das äußerst positive Fazit ziehen konnten: Es hat Spaß gemacht.

Die Hauptarbeit liegt allerdings noch vor den Teilnehmern. Schulorganisatorische Hindernisse müssen überwunden werden, da Tänzerinnen und Schauspieler aus verschiedenen Jahrgangsstufen kommen und ihre Übungsstunden an verschiedenen Wochentagen liegen. Aber die beiden Lehrer sind optimistisch, vertrauen auf die Unterstützung durch die Schulleitung und die überdauernde Motivation der neu gebildeten Projektgruppe.

Sie stellen in Aussicht, daß zum Ende des Schuljahres das Bühnenstück steht und der Öffentlichkeit vorgestellt werden kann.

Der Verlauf des Seminars wird die Mitarbeiter des Jugendamtes ermutigen, weiterhin Seminare dieser Art mit Schülern anderer Schulen durchzuführen. Die Wendener Hauptschüler würden jederzeit wieder teilnehmen.