Auf hoher See auch Bata Illic den Kopf verschönert

wenden. „Es war mein Kindheits­traum, der sich aber leider nie erfüllt hat“, sagt Jutta Stahl. Für ihre Tochter, Lisa Rüschof, wurde der Traum vom Traumschiff jedoch wahr: Sie arbeitete zweiein­halb Monate als Friseurin auf der MS Astor.

„Ich habe Reportagen darüber im Fernsehen gesehen und mich bei drei Reedereien be­worben“, erzählt die 21-Jähri­ge. Ein Vorstellungsgespräch bei „Transocean“ in Bremen folgte und wenige Tage später die Zusage. „Das ging Knall auf Fall. Ich musste zum Ge­sundheitsamt Köln zur Seetauglichkeit-Untersuchung, und dann war alles klar.“ Bis 6 Uhr in der Früh feierte Lisa Rüschof am Wendener Kirmes-Sonntag am „Knaller­mann“ vor dem elterlichen Sa­lon Stahl mit Freunden Ab­schied. Von dort ging es direkt mit dem Bus nach Köln und weiter nach Bremerhaven zum Schiff: „Das war schon sehr aufregend.“350 Mitarbeiter sorgten für das Wohl der 600 Gäste auf der MS Astor. Lisa Rüschof und eine Kollegin waren die beiden Friseurinnen an Bord. Gearbeitet wurde schichtwei­se, morgens und abends. Nachmittags war der Salon ge­schlossen, da die Gäste auf Landausflügen waren. Die 21-jährige Wendenerin nutzte die Freizeit, war bei fast jedem Ausgang dabei und betätigte sich als Reisebegleiterin.

Vom Nordkap bis zur Küste Marokkos hat die junge Fri­seurin alles gesehen. „Am bes­ten hat es mir in Santorini ge­fallen. Toll war auch der Aus­flug in die Berge Marokkos, wo wir die Menschen in ihren Hütten besucht haben. Am gastfreundlichsten waren die Türken“, sagt Lisa Rüschof, die alle Erlebnisse in einem Tagebuch festgehalten hat. St. Petersburg, Riega und das Nordkap haben die 21-Jährige ebenfalls beeindruckt.

Urlaub gab es keinen, statt­dessen eine Sieben-Tage-Wo­che auf dem Traumschiff. Ge­meinsam mit der Kosmetike­rin belegte die Wendenerin ei-ne kleine 7-Quadratmeter-Ka-bine. Zu den zahlreichen Gäs­ten, deren Köpfe Lisa Rüschof verschönerte, gehörte auch Bata Illic. „Alles war geregelt. Es war ein Leben nach der Uhr. Jeden Abend gab es Gala­shows. Irgendwie war man ab­geschüttet und kriegte von der Außenwelt nichts mit. Man vermisste die einfachen Dinge des Lebens“, meint Lisa Rü­schof. „Das war ein Leben im goldenen Käfig“, bringt es ihr Stiefvater, „Ecki“ Stahl, auf den Punkt.

Dennoch:    Das    Positive überwiegt bei der 21-Jährigen: „Schließlich habe ich ganz Eu­ropa gesehen.“ Für ein oder zwei Monate kann sie sich noch einmal ein Engagement als Friseurin auf einem Traum­schiff vorstellen. „Auf Dauer wäre ein Leben auf dem Schiff nichts für mich. Man ist froh, wenn man wieder zu Hause ist“, betont Lisa Rüschof.

Am vergangenen Samstag kehrte sie nach Wenden zu­rück. Bis heute haben ihr die Eltern noch Urlaub gegeben. Morgen steht wieder Dienst an: nicht auf der MS Astor, sondern im Friseursalon Stahl in Wenden.