Brücke nach Namibia schlagen
Drei Tage lang weilte Aloisia Williams an der Wendener Hauptschule.
sz Mit Namibia verbinden viele Menschen die kolonialen Bestrebungen des Deutschen Kaiserreichs. Der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen-Lippe (FLVW) nutzt die historische Verbindung und fördert seit mehreren Jahren die Entwicklung des Fußballsportes in dem Staat im Süden Afrikas.
Dazu bildete man an verschiedenen Schulen des Landes Fußballtrainer aus. Und über diesen Kontakt zu den Schulen initiierte der Verband mit Unterstützung des ehemaligen Schulrates und Leiter der Hauptschule Wenden, Michael Olberts, und des namibischen Vizedirektors für Schulsport im Ministerium für Jugend, Sport und Kultur, Bernhard Kaanjuka, vor zwei Jahren Partnerschaften mit Deutschen Schulen.Die Konrad-Adenauer-Gemeinschaftshauptschule Wenden war eine der Schulen, die man dafür in Westfalen ansprach -und sie erhielt als Partnerschule die Suiderlig High in Keetmanshoop im südlichen Teil des Landes zugewiesen. Erste Kontakte über E-Mails waren schnell hergestellt, doch trotzdem ließ sich die Partnerschaft zunächst sehr langsam an.
Um die Partnerschaften besser auf den Weg zubringen, schaltete sich der Fußball-und Leichtathletikverband in diesem Jahr noch einmal dazwischen, und man
organisierte für November einen Besuch von Lehrern Namibischer Partnerschulen nach Westfalen. 13 Lehrerinnen und Lehrer machten sich von Windhoek, der Hauptstadt Namibias, im Direktflug auf den Weg nach Frankfurt. Von dort ging es mit dem Bus zum Trainingszentrum Kaiserau, wo die Lehrer von ihren Gastgebern abgeholt wurden.
Die Suiderlig High hatte Aloisia Williams, eine der Fachbereichsleiterinnen der Schule, auf den Weg nach Deutschland geschickt. Drei Tage hatte sie hier nun Zeit, ihre Partnerschule kennenzulernen und mit den deutschen Kolleginnen und Kollegen Ideen für eine Belebung der Partnerschaft auszuarbeiten. Der Leiter der Wendener Hauptschule, Joachim Winkelmann, stellte die Lehrerin aus Namibia dem Kollegium vor. Im Laufe der kommenden Schultage besuchte Aloisia Williams den Unterricht in verschiedenen Klassenstufen und Fächern. Sie erhielt unter anderem auch die Möglichkeit, den Unterrichtbesuch einer Lehramtsanwärterin der Schule zu beobachten und am anschließenden Reflektionsgespräch teilzunehmen.
Aloisia Williams hat das dem Holländischen verwandte Afrikaans als Muttersprache und konnte so einen großen Teil dessen, was sie hörte, verstehen. Aber nicht nur der Gast lernte während ihres Besuchs eine Menge über Schule und Unterricht in Deutschland, auch die Wendener erfuhren viel Neues über ihre Partnerschule und das Land Namibia.
Die Suiderlig High ist eine Sekundärschule und beginnt als solche mit der achten Klasse. Sie führt bis zur zwölften Klasse und entlässt ihre Schüler mit einem Abschluss, der einem deutschen Fachabitur entspricht. Unterrichtssprache ist Englisch. Damit kann man die unterschiedlichen Muttersprachen der Schülerinnen und Schüler, die aus verschiedenen Volksgruppen kommen, überbrücken. Wie die Hauptschule in Wenden ist man vordringlich bemüht, den jungen Menschen in Keetmanshoop einen Weg in die Berufswelt zu bereiten.
Dafür ist die Schule, unter anderem auch wegen ihrer Partnerschaft zu einer deutschen Schule, für die Verhältnisse Namibias, recht gut ausgestattet. Man verfügt über einen Internetanschluss und zwei Computerräume. Die Klassenstärke ist jedoch deutlich größer als man es hierzulande gewohnt ist. 800 Schülerinnen und Schüler werden von 30 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. Der Unterricht beginnt morgens um 7 und endet um 13 Uhr. Nach einer Pause beginnen die außerunterrichtlichen Nachmittagsangebote, die vor allem im Sportbereich liegen.
Wie deutsche Jugendliche, so lieben auch Jugendliche in Namibia den Sport, die Musik, vor allem HipHop, das Feiern und das „Chillen“ mit Freunden. Über diese Gemeinsamkeiten planen beiden Schulen, die Brücke zwischen ihren Schülern zu schlagen. So will man in den ersten gemeinsamen Projekten die Schüler auf beiden Seiten über Sport, Tanz und Musik einander näher bringen.
Nach ihren Erfahrungen an der Konrad-Adenauer-Schule in Wenden zeigte sich Aloisia Williams über die Erfolgsaussichten für die anstehenden Vorhaben zuversichtlich. Um auch einen Blick über die Schule hinaus zu bekommen, wurde sie im Wendener Rathaus vom stellv. Bürgermeister der Gemeinde Wenden, Gerd Müller, empfangen. Dieser begrüßte Aloisia Williams im Namen der Kommune und gab ihr dann einige grundlegende Informationen über die Wirtschaftsstruktur, das Kulturleben und das Bildungsangebot. Mit einer Führung durch das Rathaus und einem kleinen Gastgeschenk verabschiedete er den Besuch aus Namibia anschließend.
Letztlich bereitete das Kollegium der Wendener Hauptschule seinem Gast noch einen schönen gemütlichen Abend in einem Hünsborner Gasthaus und heute vor einer Woche hieß es nach der sechsten Stunde, Abschied nehmen in Wenden. Gemeinsam mit Schulleiter Winkelmann brach Aloisia Williams anschließend nach Kaiserau auf, wo noch ein Erfahrungsaustausch mit allen Lehrerinnen und Lehrern aus Namibia sowie ihren Gastschulen anstand. Ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt in Dortmund rundete das Programm ab, bevor die Namibier sich wieder auf den Weg in ihre Heimat machten.
Aloisia Williams ist seit Dienstag wieder in ihrer Schule, und die nächsten Wochen und Monaten wird man mit E-Mails und Videochat die ersten Projekte in Angriff nehmen. Auf einer dreisprachigen Homepage will man die Partnerschaft dokumentieren: www.suiderlig-high-kas-wenden.net.