Mädchen an den Werkbänken

Schrauben, Löten, Programmieren: Mit vielen kreativen Ideen wurden technische Berufszweige näher gebracht.
yve • Mädchen entscheiden sich im Rahmen ihrer Ausbildungs- und Studienwahl noch immer überproportional für „typisch weibliche“ Berufsfelder. Damit schöpfen sie ihre Berufsmöglichkeiten nicht aus. Mit der Folge, dass Betrieben gerade in technischen und techniknahen Bereichen häufig qualifizierter Nachwuchs fehlt. Im Rahmen des bundesweit stattfindenden „Girls‘ Day – Mädchen-Zukunftstag“ erhalten Schülerinnen Einblick in Tätigkeiten, die im Prozess der Berufsorientierung eher selten in Betracht gezogen werden. Betriebe, Universitäten, Labore oder Büros laden interessierte junge Frauen daher jährlich ein, um ihnen praxisnah zu vermitteln, wie interessant beispielsweise die Arbeit mit Werkzeug sein kann.Auch im Kreis Olpe beteiligten sich wieder zahlreiche Bildungseinrichtungen und Unternehmen am „Girls‘ Day“, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert und von diversen Verbänden und Initiativen unterstützt wird. Seit Beginn des Aktionstages nahmen weit mehr als 800 000 Mädchen am „Girls‘ Day“ teil. Die SZ besuchte gestern aus Anlass des Mädchen-Zukunftstages die Firma EMG in Wendenerhütte, um den etwas anderen Schultag von Achtklässlerinnen der Haupt-und der Realschule aus Wenden zu verfolgen. Die EMG ist ein Tochterunternehmen der börsennotierten Elexis AG und beschäftigt zurzeit 360 Mitarbeiter. Weltweit arbeiten etwa 850 Personen, davon über 30 Prozent im Ausland, für die EMG-Gruppe im eigenen Fertigungsstätten in Deutschland, Brasilien, den USA, Japan, Indien und China.
Auch Verantwortliche der Firma Berker aus Ottfingen nahmen sich gestern Vormittag Zeit, um zahlreichen Schülerinnen aus Wenden und Umgebung den Arbeitsalltag in einem technischen Betrieb näher zu bringen. Kleinere Gruppen oder Einzelpersonen hospitierten auch bei Unternehmen außerhalb der Gemeinde Wenden. Zwei Schülerinnen verbrachten den Aktionstag sogar bei der Berufsfeuerwehr in Bochum. Die Schüler der Wendener Haupt- und der Realschule nahmen hingegen an dem Programm „Neue Wege für Jungs“ teil. Sie lernten die „typisch weiblichen“ Berufe in Einrichtungen wie Kindergärten oder auch Arztpraxen kennen. Begleitet bei ihrem „Girls‘ day“ wurden die Mädchen in der Firma EMG von Antonius Halbe, Ausbildungsleiter für den gewerblichen Bereich, Rony Brüser, Ausbilder Elektronik, Monika Kappestein, zuständig für die kaufmännische Ausbildung und von Claudia Schreiner, verantwortlich für Marketing und Werbung. Zunächst stand eine Betriebsführung auf dem Programm. Schrauben, Fräsen, Drehen, Montieren oder Bohren: Die jungen Frauen konnten sich zu Beginn des Tages nicht so recht mit der Vorstellung anfreunden, diesen Tätigkeiten im Zuge einer Ausbildung nachzugehen. Doch lieber in einem Büro arbeiten zu wollen, war die weit verbreitete Meinung. Die änderte sich schnell, als Antonius Halbe und Rony Brüser ihre Besucherinnen in die Ausbildungswerkstatt führten. Dort fand die Praxiseinheit des „Girls‘ Days“ statt.
Die Mädchen fertigten einen Flaschenöffner und ein Blinklicht. Auf diesem Wege wurden ihnen einfache Handgriffe des elektronischen wie auch des mechanischen Handwerks vermittelt. Mit Interesse verfolgten die Mädchen dann die ersten Anweisungen der Auszubildenen, bevor sie selbst zum Lötkolben griffen oder den Umgang mit Metall und Schraubstock kennen lernten. Dass es nicht immer ein „typischer“ Frauenberuf  sein muss, erlebten sie binnen kurzer Zeit.
Auch die 17-jährige Nadine Schulze aus Eiben hat es nicht bereut, bei der Firma EMG eine Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik begonnen zu haben. Mit einer weiteren Auszubildenen gehört sie zum 45-köpfigen Azubistamm des Unternehmens, das 1946 gegründet wurde und einer der führenden Anbieter von elektrohydraulischen Regel- und Steuerungslösungen ist. Des Weiteren werden qualitätssichernde Systeme für die Fertigungsindustrie entwickelt.