Routine zählt im Bonner Alltag

Bonn/Wenden, (cl) Peter Frei, Bonner Korrespondent des Südwestfunks bat um Ruhe. Mucksmäuschenstill war es im kleinen Studio des SWF. als der Journalist seinen fünfminütigen Beitrag für die Mitlagssendung in SWF 2 durchgab. Ruhig, routiniert, ohne sich von den drei Schülern der Konrad-Adenauer-Schule aus Wenden stören zu lassen, gab er die Abrüstungsdebatte aus dem Bonner Wasserwerk wieder.

Einen Tag lang durften zwölf ‚Schüler der Wahlpflichtgruppe Video der KAS zusammen mit Lehrer Düweke sowie dem Vertreter der Sparkasse Wenden, Eich, den Mitarbeitern des Bonner Südwestfunk-Studios über die Schulter schauen, waren Betrachter eines ganz normalen Tages im Leben eines Journalisten in der Bundeshauptstadt. Zu verdanken hatten die Schüler diesen Ausflug dem Projekt „Zeitung in der Schule“.


Wie arbeitet ein politischer Journalist hatte sich die „Männergesellschaft“ (in der Wahlfachgruppe sind nur Jungen) vor dem Trip gefragt. Und nach einem aufregenden Tag hinter den Kulissen traten sie die Heimreise ins Wendener Land mit der Gewißheit an, daß das Brot der Journalisten oft genug ein hartes ist.

Betreut wurde die kleine Gruppe von Studioleiter Wolfgang Wiedemeyer, seit zehn Jahren Chef des SWF in Bonn und von Peter Frei, der bis vor fünf Jahren Korrespondent in England war. Auftakt eines jeden Arbeitstages ist die Schaltkonferenz mit dem „Mutterhaus“ in Baden-Baden: Hier werden die Themen und die Dauer der Beiträge abgesprochen.

Und während sich Frei und Wiedemeyer an die Formulierung ihrer Texte machten, saßen die Schüler auf den begehrten Plätzen der Pressetribüne des alten Wasserwerkes, dem Ausweichquartier des Bundestages. i

Doch zurück ins SWF-Studio: Tontechniker Andreas Muthesius erklärt, wie er Beiträge auf den Sender bringt, demonstriert zusammen mit Peter Frei die Fertigstellung eines Beitrages. Denn beim Rundfunk kommt es auf Sekunden an. So wird bei O-Tönen – das sind Original-Einspielungen – so lange gekürzt, bis der Beitrag die vorgeschriebenen Minuten nicht überschreitet. Als Frei dann live auf den Sender geht, die Überspielungen einwandfrei klappen, macht sich die Routine bemerkbar, mit der hier gearbeitet wird.

„Das Wort 4treß‘ ist negativ behaftet,“ wehren sich sowohl Frei als auch Wiedemeyer gegen die Behauptung, ihr Job sei „streßig“. Aufreibend sei es schon manchmal, doch durch den guten Teamgeist, der im Bonner Studio herrsche, könne das gut kompensiert werden. Ein Eindruck, den auch die Wendener mit nach Hause nehmen konnten.

Informativer Abschluß des Tages in Bonn dann ein Besuch beim ehemaligen Oberkreisdirektor des Kreises Olpe und jetzigen Bundestagsabgeordneten Dr. Joachim Grünewald. „Ich freue mich immer, wenn jemand aus der schönen Heimat kommt“, begrüßte er die Schüler. Von der Hektik und Hetzte der ersten Wochen in Bonn berichtete Grünewald den Gästen, bat dann, ihn zu, fragen, was gerade unter den Nägeln brenne. Und da ließen sich die Schüler nicht lumpen. Ob er sein Interesse für Politik vom Elternhaus mitbekommen habe („das liegt in der Tradition des Hauses“), warum er den OKD-Posten aufgegeben habe („nach 19 Jahren OKD wollte ich nicht Mobiliar im Kreis werden“) und was er von der doppelten Null-Lösung halte („nicht von den Waffen geht die Gefahr aus, sondern von den Menschen“) stillten die Schüler eine Stunde lang ihre Neugier.