Morde in der Anstalt

WENDEN, (wp) Die Physiker, eines der bekanntesten Stücke des Schweizer Schriftstellers und Dramatikers Friedrich Dürrenmatt, wurde jetzt in der Aula des Wendener Schulzentrums vor den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen Acht, Neun und Zehn der Konrad-Adenauer-Gemeinschaftshauptschule aufgeführt.
Extra aus Österreich angereist war dafür ein Ensemble des Forumtheaters Wien. Zunächst führte der Darsteller des Physikers Möbius, noch bevor er in seine Rolle schlüpfte, die Zuschauer in die Thematik dieses Theaterstückes ein, das zu den häufigst in der Nachkriegszeit aufgeführten Stücken gehört.Als Dürrenmatt sein Stück verfasste, stand die Welt unter dem Eindruck eines drohenden atomaren Krieges zwischen den beiden mächtigen Blöcken. Bereits im zweiten
Weltkrieg hatte man gesehen, welche Folgen Atombomben haben konnten. Die Atombomben waren das Ergebnis wissenschaftlicher    Forschung. Für die Wissenschaft waren die Folgen nur zum Teil absehbar. Manche Wissenschaftler standen fortan in einem Dilemma, was die Verantwortung für ihre Forschung anging. Und damit beschäftigt sich Dürrenmatt in seinem Erfolgsstück, das eine Mischung aus Kriminalstück und Kommödie darstellt.
Das Stück beginnt mit den Ermittlungen eines Inspektors in einer Irrenanstalt. Ein Verrückter hat dort eine Pflegerin erdrosselt. Johann Wilhelm Möbius, ein genialer Wissenschaftler, versteckt sich als Verrückter, der einem König Salomon gehorchend, seine Thesen schreibt, in dieser Irrenanstalt. Er versucht auf diese Weise die Welt vor seinen Endeckungen, darunter der Weltformel, zu schützen. Möbius ist nicht alleine in der von einer alten Doktorin geleiteten Institution. Zwei Verrückte, die sich für Einstein und Newton ausgeben, leisten ihm Gesellschaft. Sie sind jedoch, so zeigt sich nach einiger Zeit, genauso wenig verrückt wie Möbius, sondern ebenfalls Physiker. Als Spione in Diensten verschiedener Machtblöcke, setzen sie alles daran, Möbius für ihre Seite zu gewinnen und seine Entdeckungen für ihre Auftraggeber zu sichern. Möbius hat unterdessen seine Unterlagen vernichtet, um zu verhindern, dass sie in falsche Hände fallen.
Er handelt dabei entgegen seiner eigenen Erkenntnis, dass Erfindungen sich nicht ungeschehen machen lassen. Dass sein Mühen vergeblich war, erkennt er kurze Zeit darauf gemeinsam mit seinen Kollegen Physikern. Sie alle wurden Opfer der Anstaltsleiterin, die sie durch eine List zu Mördern machte, und nun vollkommen in ihrer Gewalt hat. Die alte Irrenärztin ist die einzig wahre Irre in ihrer Anstalt und hat alle Unterlagen heimlich kopiert. Mit ihrem Wissen plant sie nun die Weltherrschaft.
Es bewahrheitet sich damit, dass, was einmal gedacht wurde, nicht mehr zurückgenommen werden kann. Die drei Wissenschaftler, von denen keiner sein Ziel erreichen konnte, resignieren und fügen sich in ihre Rolle als Verrückte. Damit endeten siebzig Minuten spannender Unterhaltung auf der Bühne der Aula im Schulzentrum Wenden.