Hoesch Stahl AG ruht sie nicht auf die Lorbeeren aus

Eichen, (ei) Das hatten sich die Schüler anders vorgestellt. Nicht so sauber, sicher auch ein paar mehr Arbeiter in den Werkshallen. Schließlich hatten sie ein richtiges Stahlwerk besucht und in einem Rundgang kennengelernt. Doch die Schüler der Konrad-Adenauer-Schule in Wenden hatten nicht irgendeinen Stahlkocher besucht, sondern den supermodernen Betrieb der Hoesch Stahl AG in Eichen. Vertreter der Dortmunder Konzernspitze und der Betriebs- und Betriebsratsftührung in Eichen selbst standen den Schülern der 10. Klasse aus Wenden Rede und Antwort, die mit ihrem Projektlehrer Gerd Klamp ins benachbarte Siegerland gereist waren. Von der Sparkasse Olpe, die mit den anderen Sparkassen im Kreis das Projekt „Zeitung in der Schule“ finanziert, war Mechthild Heuel dabei, als vor den Augen der Schüler unter anderem hochwertiger Stahl für die Automobilproduktion veredelt und beschichtet wurde.

Produkte mit Zukunft werden in dem Zweigbetrieb der Hoesch Stahl AG in Eichen hergestellt. Das betonte Hoesch-Sprecher Braun in dem Gespräch nach dem Betriebsrundgang. Auch der Betriebsratsvorsitzende Clemens hob hervor, daß in Eichen immer noch und auch in der Zukunft“ sehr lukrative Produkte“ hergestellt würden. Trotz der erheblichen Schwierigkeiten in der Stahlbranche sei es gelungen, die Weichen in die Zukunft zu stellen und die schwere Zeit zu überbrücken. Ein Drittel der Stahlproduktion verläßt Eichen mit veredelter Oberfläche. 60 000 Tonnen Stahl werden bei Hoesch im Siegerland jeden Monat verarbeitet.


Anfang der 60er Jahre war von Hoesch im Stahlstandort Siegerland das neue Standbein der Oberflächenveredelung aufgebaut worden. Das Konzept ist aufgegangen, die neuen elektrolytischen Anlagen sichern auch in den nächsten Jahren die Nähe zu den Absatzmärkten. Allerdings „dürfen wir uns nicht auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen“, meint Tonis Clemens zu dem Erfolg, der auch mit dem Preis des rigorosen Arbeitsplatzabbaus bezahlt wurde. Vielmehr müsse der immer noch vorhandene Vorsprung weiter ausgebaut werden, um am engen und hart umkämpften Markt wettbewerbsfähig zu bleiben und neue Märkte zu suchen. Das neue Profilierzentum gehört dazu. Ausgerechnet in der Halle, in der mit dem Abriß der letzten Kaltwalztstraße im letzten Jahr ein Stück Stahlgeschichte im Siegerland beendet wurde, hat Hoesch wesentliche Teile der Produktion des neuen Profilierzentrums und des Bauteilesektors eingerichtet. Von hier aus werden jetzt die Kunststoff-, Elektro- und Haushaltsindustrie beliefert. Der Stahl-Riese hat auf „Weiße Ware“ umgerüstet. Hoesch-Vorstandssprecher Braun: „Wir haben die Nase vorne behalten.“ Damit widerlegt er auch die oft geäußerte Vermutung, daß der Stahlstandort Siegerland eigentlich schon todgesagt ist. Braun: „Es ist eher wahrscheinlich daß unsere Produkte noch an Bedeutung gewinnen.“ Und mit hochwertigen Produkten könne auch langerfristig der Standortnachteil des Siegeriandes wettgemacht werden.

Probleme sieht Braun allerdings als eine Folge des Arbeitskräfteabbaus. Nachdem die Belegschaft des Konzerns innerhalb weniger Jahre von mehr als 32 000 auf jetzt 15 800 Mitarbeiter abgebaut werden mußte, fehlen inzwischen die erfahrenen Leute, die „früher gerochen haben, wenn irgendwo ein Problem sich noch entwickelte“. Doch durch die Sozialpläne seien viele Mitarbeiter mit 55 Jahren ausgeschieden. Und Tonis Clemens ergänzt: „Die immer sinnvolle Mischung zwischen jungen und älteren Stahlwerkern fehlt uns jetzt.“

Deswegen wird bei Hoesch auf die ständige Weiterbildung ebenso Wert gelegt wie auf die Ausbildung des eigenen Nachwuchses. Noch in diesem Jahr wird eine supermoderne Lehrwerkstatt in Eichen für 120 Auszubildende in Betrieb gehen, die den Wendener Schülern bei ihrem Rundgang schon gezeigt wurde. Hoesch Ausbildungsleiter Dr. Reppel, der ebenfalls den Schülern im Gespräch zur Verfügung stand, erklärte die Einstellungsbedingungen. Über die Zeugnisnoten gibt es eine Arzt Vorauswahl, dann entscheidet ein berufespezifischer Test. Beziehungen, so Dr. Reppel, spielen keine Rolle.

Doch wenn alle Voraussetzungen bei zwei Bewerbern absolut gleich sind, dann werde natürlich der Hoeschianer genommen. Dr. Reppel: „Wir sind sogar stolz darauf, daß bei uns schon Mitarbeiter in der dritten und vierten Generation aus derselben Familie tätig sind.“