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2002 Buchenwald

Der Pferdestall von Buchenwald

Das, was mir persönlich, aber auch anderen aus meiner Klasse besonders gut im Gedächtnis von der Fahrt nach Buchenwald blieb, ist der Pferdestall mit eingebauter Genickschussanlage. Nachdem wir die Hochöfen des Krematoriums von Buchenwald besichtigt hatten, führte uns die Leiterin der Besichtigungstour in den unteren Teil des Gebäudes, wo sich ein Nachbau des Pferdestalls befindet. Im ersten Raum hing eine Skizze des Grundrisses des Pferdestalls. Danach konnte man durch den Nachbau gehen. Zu der Skizze erzählte unsere Führerin wann, warum und wozu die Nazis den Stall umgebaut hatten. Dieser wurde zwar zusammen mit dem Konzentrationslager Buchenwald von den ersten Häftlingen gebaut, jedoch außerhalb des Gebietes des KZs und des SS Bereiches. Errichtet wurde er für die Frau des ersten Kommandanten, da diese ein Vorliebe für Pferde hatte. Nachdem der Kommandant versetzt wurde und mit seiner Familie umzog, baute die SS den Pferdestall zu einem Pferdestall mit eingebauter Genickschussanlage um. In diesem Gebäude wurden hauptsächlich Kriegsgefangene ermordet. Allen Gefangen wurde erzählt, dass sie dort nur untersucht würden und deshalb keine Angst zu haben bräuchten. Nachdem man die in den Pferdestall geführt hatte, mussten sie in der „Eingangshalle“ all ihre Wertgegenstände abgeben und sich vollständig entkleiden. Danach mussten sie einzeln durch eine Schleuse gehen. In der Schleuse selbst wurde laute Musik gespielt, damit die Kriegsgefangenen, die noch in der „Eingangshalle“ warteten, nichts von den Schüssen hörten, die unmittelbar in ihrer Nähe abgefeuert wurden. Nach der Schleuse kamen sie in ein Zimmer, das wie ein Behandlungszimmer bei einem Arzt aussah, wo ein SS-Offizier, verkleidet als Arzt, auf sein neues Opfer wartete. Nach ein paar Untersuchungen, die der SS-Offizier mit jedem einzelnen durchführte, mussten sich die Gefangenen an eine Messlatte in einem angrenzenden Raum stellen. In diesem Raum, wo sich das Opfer zur Zeit seines Todes befand, wurden später Latten eingebaut und mit roter Farbe angestrichen, damit das Blut der Opfer schneller ablaufen konnte und damit die neuen Opfer nicht sofort erkennen konnten, was mit ihnen geschehen sollte. Hinter der Messlatte befand sich ein kleiner Raum, wo sich der Komplize des ersten SS-Offiziers aufhielt. Stand das Opfer vor der Messlatte, öffnete der zweite Offizier eine Klappe in der Messlatte und erschoss denjenigen, der vor der Messlatte stand mit einem Genickschuss. Nachdem die Opfer auf diese heimtückische Art ermordet worden waren, sammelte man ihre Leichen in großen Körben, um sie später in den Krematorien zu verbrennen. Der Pferdestall ist für mich typisch „nazihaft“, denn er ist das Beispiel dafür, den Menschen zu zeigen, wie hinterhältig und grausam die Nazis waren. Den Leuten, die erschossen werden sollten, erzählten sie, dass es sich nur um eine normale Untersuchung handele und dass sie vor nichts Angst haben bräuchten. Dem deutschen Volk erzählten sie, dass es den Nachbarn, die aus ihren Wohnungen verschwunden waren, gut gehe und dass sie nur hätten umziehen müssen. In Wahrheit aber waren sie in irgendwelchen Konzentrationslagern gelandet, wo sie gequält oder sofort getötet wurden.

Von Miriam K., Klasse 10B, Schuljahr 2001/2002

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